Circus Maximus · Rom

Circus Maximus · Im Süden der Stadt Rom · Topographie

Wenn im Circus Renntag ist, sei jedes Mal zur Stelle! Denn weil der Raum viele Menschen fasst, ergibt sich hier manch Nettes. Geheime Fingerzeichen brauchst du nicht zu schicken, die Antwort fällt hier klarer aus, und ist kein bloßes Nicken.

Setz dreist dich zu einer Dame – daran hindert dich niemand -, so dass ihre Seite möglichst eng neben deiner ist. Und wenn sie ab rückt, rücke ihr einfach nach! Die Bank hat schließlich auch ein Ende. Dort fällt sie dir dann spätestens in die Hände.

Zum Zwiegespräch such irgendeinen Anlass ohne Zögern. Erzähle, wovon ein jeder heute spricht, das bringt euch schnell ins Plaudern. Du kannst sie dann auch höflich bitten, dir einen Wett-Tipp zu geben.

Dann setze, egal wer es ist, auf ihren Favoriten. Hinterher, wenn sich die Sieger im Festzug reihen, dann juble der Frau Venus zu und zeig dich ihr ergeben. (Ovid)

Ovid gab damals den Besuchern des Circus Maximus Ratschläge zur erfolgreichen Liebesanbahnung. Die Liebe zum Circus und den darin stattfindenden Wagenrennen war den Römern praktisch in die Wiege gelegt.

Bereits zur Zeit der Stadtgründung war das Vallis Murcia zwischen dem Palatin und dem Aventin Schauplatz von Wagenrennen. Das Rennen, mit denen wohl auch Romulus die Sabiner samt Frauen und ihren Töchtern nach Rom lockte, soll ebenfalls hier stattgefunden haben.

Anfangs saßen die Zuschauer auf der Erde oder auf mitgebrachten Sitzgelegenheiten. Später wurde auf fest verbauten Holzsitzen Platz genommen, welche im Lauf der Zeit durch Steinstufen ersetzt wurden.

Ende des vierten Jahrhunderts v. Chr. baute man hölzerne Boxen (carcares) an der nördlichen, geraden Schmalseite, in denen die Wagen auf den Start des Rennens warteten. Um diese Zeit muss wohl auch die Spina angelegt worden sein, der schmale Streifen in der Mitte der Rennbahn, der die beiden Bahnen voneinander trennt.

196 v. Chr. wurde das Tor an der gebogenen Schmalseite durch einen Triumphbogen ersetzt und 174 die ersten gemauerten Carcares errichtet. Gleichzeitig installierte man auf der Spina sieben Marmoreier, mit deren Hilfe (durch das Umkippen) die Runden gezählt wurden und die 33 v. Chr. durch Agrippa um sieben silberne Delphine ergänzt wurden.

Augustus ließ 10 v. Chr. einen Obelisken von Ramses II. aus Heliopolis auf der Spina aufstellen, der heute auf der Piazza del Popolo steht. Eine zweite Sonnennadel stellte 357 n. Chr. Constantius II. auf, die heute vor San Giovanni in Laterano steht.

In der augustineischen Zeit war der Circus rund 621 Meter lang, 118 Meter breit und fasste bereits 150.000 Zuschauer.

36 n. Chr. kam es zu einem Brand, der umfangreiche Arbeiten nötig machte. Caligula und Claudius bauten neue Carcares aus Marmor und installierten goldene Metae (konische Gebilde, die die Wendepunkte an beiden Enden der Rennbahn markierten.

Im großen Feuer zu Neros Regierungszeit wurde erneut fast alles vernichtet. Der Brand war an der gebogenen Seite des Circus Maximus ausgebrochen. Nero ließ den Circus wieder aufbauen und wohl auch etwas vergrößern.

Plinius spricht nun von 250.000 Sitzplätzen. Vespasian und Titus ersetzten später den alten Triumphbogen. Bis in die Spätantike gab es immer wieder Umbauten und im 4. Jahrhundert ist von etwa 385.000 Sitzplätzen die Rede.

Der Bau war zuletzt etwa 600 Meter lang und 200 Meter breit. Die Spina maß etwa 340 Meter, war 5,80 Meter breit und 1,75 Meter hoch. Die Doppeltore der zwölf Startboxen ließen sich exakt durch einen Mechanismus gleichzeitig öffnen.

Die Zuschauer nahmen auf den drei jeweils von Arkaden getragenen Rängen Platz, wobei die obersten Reihen aus Holz bestanden.

Im Circus Maximus fanden vor allem Wagenrennen statt, die sehr beliebt waren. Die wichtigsten Rennserien waren die »Ludi Romani«, die zwei Wochen dauerten und jährlich vom 4. bis zum 18. September stattfanden.

Meistens hatten die zwei- vier- oder sieben-spännigen Wagen sieben Runden zurückzulegen. Schreckliche Unfälle an den Wendemarken und/oder spektakuläre Überholmanöver sorgten immer für aufregenden Nervenkitzel.

Viele Rennen wurden pro Tag abgehalten, und wer als Fahrer Erfolg hatte, der konnte auch sehr reich und berühmt werden. Ein gewisser Diokles soll so an einem einzigen Tag zweimal 40.000 Sesterzen gewonnen haben.

Die vier rivalisierenden Factiones (Rennställe) der Weißen, Roten, Grünen und Blauen (Albata, Russata, Prasina, Veneta) traten gegeneinander an. Sie verfügten über gut organisierte und nicht selten fanatische Fans.

Wer wollte, der konnte damals bereits auf seine Favoriten wetten. In der Spät-Antike gesellte sich zu den Rivalitäten zwischen den Factiones auch noch eine politische Dimension hinzu, und es kam nach den Rennen häufig zu regelrechten Straßenschlachten zwischen den unterschiedlichen Parteien.

Heute ist der Circus Maximus noch gut zu erkennen und wird von den Römern als Jogging-Bahn, zum Spaziergang oder zum Ausführen von Vierbeinern genutzt.

Von den Tribünen und der Architektur selbst ist nicht mehr viel übrig. Nur an der gebogenen Schmalseite im Süden sind noch Überreste zu erkennen, die von einem Wiederaufbau unter Trajan stammen.

Der Turm, der dort zu sehen ist, stammt aus dem Mittelalter. Der Rest der Anlage liegt unter einer dicken Erdschicht begraben und kann, wegen des hohen Grundwasserspiegels, derzeit nicht freigelegt werden.

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Circus Maximus · Im Süden der Stadt Rom · Topographie · Bereits zur Zeit der Stadtgründung war das Vallis Murcia zwischen dem Palatin und dem Aventin

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Autor: N. N.

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Die Frage ist nicht, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Die Frage ist, ob du vor dem Tod lebendig bist.

Osho