Jason raubt das Goldene Vlies

Jason raubt das Goldene Vlies ~ Griechische Sage ~ Medea

König Pelias von Thessalien hatte sich gegen den Anspruch seines älteren Bruders Aison des Throns bemächtigt. Allerdings hatte ihm ein Orakel vorhergesagt, dass derjenige, der ihm mit nur einer Sandale bekleidet entgegentrete, ihn einmal umbringen werde.

Tatsächlich verlor Jason, der Sohn des Aison, auf dem Weg zu Pelias einen Schuh. Der König bemerkte dies voller Angst und trug ihm die Mission auf, aus Kolchis das Goldene Vlies zu holen. Er versprach ihm für diesen Fall den Thron, hoffte aber insgeheim, dass der junge Mann bei diesem Abenteuer umkommen werde.

Nach vielen Abenteuern erreichte Jason mit dem Schiff Kolchis, wo er gegen den Willen des dort ansässigen Königs Aietes das Goldene Vlies zu erringen suchte. Glücklicherweise hatte er die Königstochter Medea, die sich in ihn verliebt hatte, aus seiner Seite.

Medea verließ heimlich das Haus des Vaters, damit niemand ihre Liebe bemerkte. Nachdem sie die Wachposten getäuscht hatte, kam sie nachts zum Schiff des Griechen. Dort sagte sie dem Jason: »Wenn du das Goldene Vlies besitzen willst, musst du einen gewissen Wald aufsuchen, wo ein Drache das an einem Baum befestigte Vlies bewacht. Aber du wirst wirklich eine große Gefahr auf dich nehmen müssen, der Drache nämlich ist ein unsterbliches Lebewesen. Aber verzweifle nicht! Ich will dir gerne helfen.«

Jason antwortete fröhlich: »Wenn du mir hilfst, werde ich dich auch heiraten. Lass uns sofort den Wald aufsuchen. Denn in der Nacht wird es leichter sein, den Drachen zu bezwingen.«

Nachdem er diese Worte gesprochen hatte, sprang er vom hohen Schiff herab aufs Land. Wenig später betraten beide zusammen den düsteren Wald. Schon von fern erblickten sie die glühenden Augen des Drachen. Mit geradezu unglaublicher Tapferkeit traten sie dem schrecklichen Tier entgegen.

Der Drache erhob sich wutentbrannt und versuchte mit seinem gewaltigen Körper Jason und Medea in die Flucht zu schlagen. Aber Medea, die in der Zauberkunst kundig war, warf dem Drachen eine vergiftete Speise vor, die dieser unverzüglich fraß. Schon nach kurzer Zeit gab sich das schreckliche Tier tiefem Schlaf hin. Da konnte Jason das am Baum befestigte Goldene Vlies wegnehmen.

Nachdem sie beide glücklich wieder zum Schiff zurückgekehrt waren, freuten sich die Gefährten des Jason sehr. Einige von ihnen betrachteten das Goldene Vlies immer wieder. Jason rief mit lauter Stimme: »Hört, Gefährten! Ich verdanke dieser schönen jungen Frau das Vlies. Mit Unterstützung der Medea nämlich habe ich den Drachen bezwungen. Nach dem Raub des Vlieses ist es mir nun erlaubt, dem König Pelias nachzufolgen. Wenn die Götter es zulassen werden, dass wir sicher in die Heimat zurückkehren und dort werde ich Medea heiraten. Also zögert jetzt nicht, lasst uns so schnell wie möglich diese Bucht verlassen und über das Meer zur Heimat aufbrechen!«

Obwohl König Aietes am folgenden Tag mit einer großen Flotte dem Jason nachfolgte, entkamen die Griechen.

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