Wie Tag und Nacht entstanden · Indische Sage · Mythologie
Die Welt war anfangs nur Wasser, eine wogende Flut. Das Wasser wünschte sich aber fortzupflanzen, kasteite sich und tat Buße. Als es Buße tat, entstand ein goldenes Ei. Ein Jahr gab es damals noch nicht, doch das goldene Ei schwamm so lange umher, wie heute ein Jahr ausmacht.
In dieser Zeit entstand daraus ein Mann: der Prajapati, der Herr der Geschöpfe. Darum gebiert eine Frau innerhalb eines Jahres, denn innerhalb eines Jahres entstand auch Prajapati. Dieser durchbrach sodann das goldene Ei, fand aber im Wasser keinen Halt. Das goldene Ei trug ihn deshalb umherschwimmend für die Dauer eines ganzen Jahres.
Als das Jahr herum war, wünschte Prajapati zu sprechen. Er sagte »bhuh«, da entstand die Erde. Er sagte »bhuvah«, da entstand der Luftraum. Er sagte »suvar«, da entstand der Himmel. Darum wünscht sich jedes Kind nach Jahresfrist zu sprechen, denn nach Jahresfrist sprach auch Prajapati. Als er zum ersten Mal sprach, sagte Prajapati diese drei Silben; darum sagt ein Kind, wenn es zum ersten Mal spricht, auch diese drei Silben.
Diesen heiligen drei Silben fügte er noch eine hinzu. Aus diesen vier Silben machte er dann die vier Jahreszeiten. Sodann erhob sich Prajapati nach Jahresfrist über die durch die heiligen Silben entstandene Welt. Darum wünscht sich ein Kind auch nach Jahresfrist zu erheben, denn nach Jahresfrist erhob sich Prajapati.
Er wurde viele tausend Jahre alt. Wie einer zum anderen Ufer eines Flusses hinüber sieht, so sah Prajapati zum anderen Ufer seines Lebens. Singend wandelte er auf der Erde umher. Dann hatte er den Wunsch nach Nachkommenschaft und legte sich Zeugungskraft zu. Mit dem Mund erschuf er die Devas; diese Götter wurden für den Himmel geschaffen, darum heißen sie auch so. Als sie geschaffen waren, war es für Prajapati Tag.
Mit seinem abwärts gehenden Hauch schuf er alsdann die Asuras; Dämonen, die für die Erde geschaffen waren. Für Prajapati war es sodann dunkel. Er wusste, er schuf ein Übel, weil es für ihn nach ihrer Erschaffung gleichsam dunkel wurde. Daher durchbohrte er die Asuras mit Unheil, und sie gingen, gehen und werden auch immer daran zugrunde gehen.
Was also für Prajapati nach Schaffung der Götter hell war, nannte er Tag, und was für ihn dunkel war, nannte er Nacht. So sind Tag und Nacht entstanden.
Wie Tag und Nacht entstanden · Indische Sage · Mythologie · Prajapati
Wie Tag und Nacht entstanden · AVENTIN Storys
Wie Tag und Nacht entstanden · Indische Sage · Mythologie · Prajapati · Die Welt war anfangs nur Wasser, eine wogende Flut.
URL: https://aventin.de/wie-tag-und-nacht-entstanden/
Autor: Indische Sage
4
Wenn du einen ruhigen und stillen meditativen Zustand erreichst, kannst du das Geräusch der Stille hören.
Stephen Richards