Gott und der Teufel

Gott und der Teufel · Märchen aus Rumänien · Adam und Eva

Als Gott die Erde fertig erschaffen hatte, begann er mit dem Teufel zu sprechen: »Du, der du nicht mein Bruder bist, was für einen Sinn hat diese große und schöne Erde, so vielfältig und geschmückt sie auch ist, wenn sich nichts darauf bewegt, höchstens der Wind und nichts sonst.«

»Das ist leicht, mein Bruder«, sagte der Leibhaftige. »Und du solltest nicht wissen, was du tun sollst? Das glaube ich nicht!«

»Wohl, ob ich es nun weiß oder nicht weiß, was würdest du denn sagen?«

»Ei ja, was ich wohl sagen würde! Ich würde sagen, du solltest zwei Menschen schaffen, so zum Beispiel wie ich einer bin, und aus ihnen werden dann eine ganze Menge von kleinen Kerlchen entsprießen, bis die Erde davon ganz voll ist; ja, sie werden sogar klagen, dass sie für sie nicht ausreichen wird.«

»Es ist ganz schön, was du sagst, aber du sprichst zu sehr von dir aus. Willst du denn, dass die Welt voll werde von solchen Ungeheuern wie du einer bist? Nun, sei so gut und entschuldige, aber das tue ich nicht, auch wenn ich wüsste, dass du gleich hier auf der Stelle vor Ärger zerplatzen würdest. Wir sollten lieber ein Menschenpaar schaffen, das mir an Gesicht und Gestalt ähnlich sei, du Unbrüderlicher.«

»Tue, wie du magst und es kannst, mein Bruder, ich ärgere mich darüber nicht. Mache sie so, wie du es meinst und wie du es bist. Wenn ich erst Meister bin, werde ich sie nach meiner Vorstellung machen, wenn du gar nicht mehr daran denkst!«

»Ich möchte deine Tüchtigkeit sehen, Unbrüderlicher; du schreckst mich nicht mit deinem Rühmen. Ich weiß, dass du mir kraft deiner Listen mein Reich nehmen willst. Aber mach dir den Mund nicht wässrig nach solchen Dingen. Du wirst viel daran zu schlucken haben!«

Und Gott nahm etwas Erde, knetete sie ein wenig in der Hand und drückte aus dieser Erde zwei Puppen, genau nach seinem Gesicht und seiner Gestalt. Er legte auf eine Seite einen Spaten, auf die andere ein Spinnrad mit einer Spindel dazu und mit etwas Wolle oben darauf. Gott blies dann in die Münder der Puppen, und die Puppen wurden lebendig, und sie stellten sich auf die Füße, so wie der Mensch etwa nach dem Schlaf aufsteht.

Dann sagte Gott zu ihnen: »Wähle jeder, was ihm gefällt!« Die Puppen nahmen: die eine den Spaten, die andere das Spinnrad. Gott sagte zu der mit dem Spaten: »Du sollst der Mann sein; dein Name soll Adam sein und dein Verdienst soll der Spaten sein.«

Zu der mit dem Spinnrad sagte er: »Du sollst die Frau sein, dein Name sei Eva und dein Verdienst soll das Spinnrad sein. Du sollst spinnen, damit ihr euch kleiden, und er soll graben, damit ihr euch ernähren könnt.«

Dann segnete Gott die beiden, auf dass sie sich vermehren sollten wie das Gras auf den Wiesen, wie das Laub auf den Bäumen, wie der Sand des Meeres. Und die Menschen vermehren sich nach dem Willen Gottes.

Und sie vermehren sich so lange, bis sie bald keinen Platz mehr finden auf der Erde und sie ihnen viel zu klein vorkommt.

Gott und der Teufel · Märchen aus Rumänien · Adam und Eva

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Autor: Märchen aus Rumänien

Bewertung des Redakteurs:
4

Und wenn du den Eindruck hast, dass das Leben ein Theater ist, dann suche dir eine Rolle aus, die dir so richtig Spaß macht.

William Shakespeare