Trojas Untergang · Krieg

Trojas Untergang · Trojanischer Krieg · Griechische Sage

Sinon, der schlaue Späher, der mit den Troern geschmaust und getrunken hatte, bemerkte mit Genugtuung, dass niemand ringsum mehr bei wachen Sinnen war.

Da erhob er sich vom Lager, auf dem er sich, Schlaf vortäuschend, ausgestreckt hatte, schlich vor das Tor und schwenkte weithin sichtbar eine Fackel durch die Nacht. So gab er den Schiffen hinter der Insel Tenedos das verabredete Zeichen. Dann löschte er das Feuer, schlich sich zum hölzernen Pferd hin und pochte, wie ihn Odysseus geheißen hatte, leise an die Flanke.

Lautlos entstieg ein Held nach dem anderen dem geräumigen Pferdebauch. Behutsam nahmen sie ihre Lanzen auf, zogen ihre Schwerter und eilten in die unbewachte, schlafende Stadt. Überall in den Straßen entstand unter den wehrlosen Trojanern ein ganz grässliches Gemetzel. In ihrem Rachedurst schonten die Griechen weder Mann noch Greis, weder Frau noch Kind. Feuerbrände fielen auf die Dächer, und bald loderte ringsum das Flammenmeer.

Nun war auch die Griechenflotte wieder am Strand eingetroffen; ein unaufhaltsamer Strom des Verderbens wälzte sich durch die breite Mauerlücke, die die verblendeten Troer für das hölzerne Pferd gebrochen hatten, in die Stadt. Jetzt wurde die Vernichtung vollendet. Leichen und Trümmer, Brandschutt und Sterbende füllten die Straßen, und wen von den Troern das schreckliche Morden am Leben ließ, dessen Klagen und Entsetzensschreie drangen schauerlich zum brandgeröteten Himmel empor.

Unter den erbarmungslosen Streichen des Neoptolemos fiel der greise Priamos, der vor dem Altar des Zeus auf den Knien lag. Hektors zarten Sohn Astyanax rissen rohe Krieger aus den Armen der Mutter, und in wildem Hass gegen Hektor und sein Geschlecht schleuderten sie ihn von der Höhe der Burg hinab.

Die verzweifelte Andromache wurde gefesselt hinweggeführt. Nur wenige entrannen dem schrecklichen Morden, und fast alle, die das Leben retteten, traf das harte Los der Sklaverei. Unter den Flüchtlingen befand sich auch Äneas, der nach Hektor ruhmreichste trojanische Held. Ihm gelang es, eine Anzahl von Schiffen zu bemannen und dem Untergang zu entkommen.

Nach langer Irrfahrt erreichte Äneas Karthago in Nordafrika, wo ihn die Königin Dido festzuhalten suchte, und von dort gelangte er schließlich nach Italien. Sein Sohn Askanius wurde der Stammvater des nachmals berühmten römischen Geschlechts der Julier.

König Menelaos hatte das Ziel seiner Wünsche erreicht: Endlich war der Raub Helenas, der der Anlass zum Trojanischen Kriege gewesen war, gerächt. Glücklich kehrte er mit seiner Gattin, der er Verzeihung gewährte, in das heimatliche Sparta zurück.

Hoch erhob sich die Flammensäule über dem Trümmerhaufen, wo einst die herrliche Stadt Troja mit festen Mauern und Tempeln, mit prächtigen Palästen und Häusern gestanden hatte. Troja hatte aufgehört zu bestehen.

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Autor: Griechische Sage

Bewertung des Redakteurs:
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Gib auf das Kleingeld acht. Das große Geld wird schon selbst auf sich achtgeben.

George Bernard Shaw