Kalenderblatt März

Kalenderblatt März · Stundenbuch des XIV. Jahrhunderts

Dieses Monatsbild umrahmt den eigentlichen Kalender mit sinnbildlichen Illustrationen des Themas März. Auf der linken Seite blickt man in eine weite Landschaft, deren verschiedene Tiefenschichten auf eine noch unbeholfene Weise als einzelne Flächen dargestellt sind.

Die beiden vorderen Flächen, die wie die Versatzstücke einer Bühnendekoration aufgestellt scheinen, zeigen Winzer bei der Frühjahrsarbeit in den Weinbergen. Dahinter, am ersten Horizont gewissermaßen, taucht eine Stadt auf, noch weiter zurück, wieder durch eine Bergkulisse getrennt, sieht man im blauen Dunst der Ferne die Silhouetten burggekrönter Berge.

Die rechte Seite ist den Innenräumen vorbehalten, die nicht hintereinander, sondern übereinander angeordnet und durch eine architektonische Fassade zusammengehalten sind.

Unten vollzieht ein Priester die Zeremonie des Aschermittwochs an den Gläubigen, deren kindliche Gesichter noch keinerlei individuelle Unterschiede aufweisen.

Oben ist eine Frau dabei, einer Henne Bruteier unterzulegen. Zwischen diesen beiden Szenen fand der Künstler Platz für ein Medaillon mit einem Widder, dem Tierkreiszeichen des Monats, das als Symbol der Verknüpfung des Zeitlaufs mit dem Himmel auf keinem Kalenderbild fehlen darf.

Auch die vier Heiligen, deren Festtage in den März fallen und die am Kopf des Bildes in goldenen Wolken thronen, sind ein deutlicher Hinweis auf die himmlischen Mächte, die das diesseitige Leben lenken.

So bezieht die Welt dieses Bildes ihre Gesetze aus einer transzendenten Ordnung und nicht aus der realen des Raumes und des Lichtes.

Kalenderblatt März · Stundenbuch des XIV. Jahrhunderts

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Philip Dormer Stanhope