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Der Raub der Proserpina

Der Raub der Proserpina · Römische Sage · Rom

Proserpina war die Tochter des Jupiter und der Ceres. Die Mutter liebte das schöne Mädchen so sehr, dass sie es weit weg auf der Insel Sizilien verbarg, damit Proserpina nicht von einem Mann weggeführt werden konnte.

Tatsächlich führte das Mädchen dort ein ruhiges Leben ohne Bewachung und Wachposten. Mit den Nymphen lief sie durch die ausgedehnten Wälder, durstig trank sie das Wasser aus klaren Quellen und sie spielte ausgelassen auf den großen Feldern.

Einmal sammelte sie auf einem Feld bunte Blumen, um sich den Kopf damit zu schmücken. Fröhlich sang sie dazu ein Lied, ohne zu wissen, dass sie sich in höchster Gefahr befand.

Plötzlich nämlich öffnete sich die Erde. Vier Pferde sprangen in schnellem Lauf heraus und zogen einen Wagen, auf dem Pluto, der König der Unterwelt, stand. Dieser ergriff sofort die erschrockene Proserpina und versuchte sie mit sich wegzuführen.

Die Nymphe Cyane jedoch, die an einer nahen Quelle lebte, bemerkte die Entführung. Tapfer trat sie den Pferden des Pluto entgegen und rief mit lauter Stimme:

»Mach halt, mach halt! Wenn du auch ein mächtiger König bist, so ist es dir gewiss nicht erlaubt, ein Mädchen zu rauben. Ich verstehe nicht, warum du ein solches Verbrechen begehst. Oder weißt du nicht, was erlaubt ist, und was nicht? Weißt du denn nicht, dass Liebe nötig ist, wenn du heiraten willst? Berücksichtige außerdem die erbärmliche Lage der Mutter Ceres! Ich frage dich, wie du denn der traurigen Mutter diese Schandtat erklären willst!«

Und sie fügte noch folgende Worte hinzu: »Gib also diesen unanständigen Plan sofort auf!«

Der Gott Pluto antwortete ihr sogleich nicht mit Gelassenheit, sondern wutentbrannt: »Bedenke, was du sagst! Ich zweifle, ob du dumm oder frech bist, kleine Nymphe! Nämlich niemand darf einem Gott sagen, was zu tun sich gehört. Mach mir also Platz!«

Da die Nymphe aber nicht auswich, warf Pluto sein Zepter in deren Quelle, und die Erde öffnete sich. Nachdem auf diese Weise wieder ein Weg in die Unterwelt geschaffen war, stieg er mit seinem Wagen, den Pferden und dem Mädchen Proserpina in sein Königreich hinab.

Die traurige Cyane vergoss daraufhin so viele Tränen, dass sie selbst in eine Quelle verwandelt wurde. Zuerst wurden der Kopf, dann die Schultern und die Brüste flüssig und dann zergingen die übrigen Körperteile zu immerwährend fliesendem Quellwasser.

Wenig später suchte Ceres diese Quelle auf, um die Nymphe zu fragen, wo ihre Tochter geblieben sei. Aber die zu Wasser verwandelte Cyane konnte der traurigen Mutter nicht mehr antworten.

So irrte Ceres auf der ganzen Welt umher, um ihre verschwundene Tochter wiederzufinden. Endlich verriet ihr der Sonnengott Sol den Aufenthaltsort der Proserpina.

Mit Hilfe von Jupiter erreichte Ceres dann zumindest, dass Proserpina zwei Drittel des Jahres auf die Oberwelt zurück kommen durfte. Das letzte Drittel jedoch, die Winterzeit, musste Proserpina bei ihrem Mann Pluto in der Unterwelt verbringen.

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