02 · Wunden die Fortuna schlug · Carmina Burana · Carl Orff
Wunden die Fortuna schlug
Die Wunden, die Fortuna schlug, beklage ich mit nassen Augen,
weil sie ihre Gaben mir entzieht, die Widerspenstige.
Zwar, wie zu lesen steht, es prangt ihr an der Stirn die Locke,
doch kommt dann die Gelegenheit, zeigt sie meistens ihren Kahlkopf.
Auf Fortunas Herrscherstuhl saß ich, hoch erhoben,
mit dem bunten Blumenkranz des Erfolges gekrönt.
Doch, wie ich auch in der Blüte stand, glücklich und gesegnet:
Jetzt stürze ich vom Gipfel ab, beraubt der Herrlichkeit.
Fortunas Rad, es dreht sich um: Ich sinke, werde weniger,
den anderen trägt es hinauf: Gar zu hoch erhoben
sitzt der König auf dem Grat: Er hüte sich vor dem Falle!
Denn unter dem Rade lesen wir: Königin Hecuba.
Fortune plango vulnera
Fortune plango vulnera stillantibus ocellis
quod sua michi munera subtrahit rebellis.
Verum est, quod legitur, fronte capillata,
sed plerumque sequitur occasio calvata.
In Fortune solio sederam elatus,
prosperitatis vario flore coronatus
quicquid enim florui felix et beatus,
nunc a summo corrui gloria privatus.
Fortune rota volvitur: descendo minoratus;
alter in altum tollitur; nimis exaltatus
rex sedet in vertice – caveat ruinam!
nam sub axe legimus Hecubam reginam.
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Autor: Carmina Burana
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Die einzige unmittelbar glaubwürdige Realität ist die Realität des Bewusstseins.
René Descartes