Farbphänomen Rot

Farbphänomen Rot – Johann Wolfgang von Goethe – Farblehre

Man entferne bei dieser Benennung alles, was im Roten einen Eindruck von Gelb oder Blau machen könnte. Man denke sich ein ganz reines Rot, einen vollkommenen, auf einer weißen Porzellan-Schale aufgetrockneten Karmin.

Wir haben diese Farbe ihrer hohen Würde wegen manchmal Purpur genannt, ob wir gleichwohl wissen, dass der Purpur der Alten sich mehr nach der blauen Seite hinzog.

Wer die prismatische Entstehung des Purpurs kennt, der wird nicht paradox finden, wenn wir behaupten, dass diese Farbe teils actu, teils potentia alle anderen Farben enthält.

Wenn wir beim Gelben und Blauen eine strebende Steigerung ins Rote gesehen und dabei unsere Gefühle bemerkt haben, so lässt sich denken, dass nun in der Vereinigung der gesteigerten Pole eine eigentliche Beruhigung, die wir eine ideale Befriedigung nennen möchten, stattfinden könne.

Und so entsteht bei physischen Phänomenen diese höchste aller Farberscheinungen aus dem Zusammentreten zweier entgegengesetzten Enden, die sich zu einer Vereinigung nach und nach selbst vorbereitet haben.

Farbphänomen Rot – Johann Wolfgang von Goethe

Vollkommener Friede ist der Friede des Selbst. Das allein ist Sein und Bewusstsein.

Ramana Maharshi