Brot backen · Tom Hodgkinson · Selbstversorgung
Wie bei all unseren Erfahrungen mit der Selbstversorgung waren auch hier unsere Versuche, zu Haus Brot zu backen, von Fehlschlägen und Enttäuschungen begleitet. Aber wenn dann alles klappt, schaffst du einen gleichermaßen wundervollen wie befriedigenden Hochgenuss für die Sinne.
Ein gut durchgebackenes Brot aus dem Ofen herauszunehmen kommt einem Blick ins Paradies gleich. Die Kruste ist goldbraun, und das Brot ist wunderbar aufgegangen. Der Duft des Brotes schlägt dir entgegen, genau wie die Hitze des Ofens.
Nun sehen wir uns an, wie man Brot macht.
Nimm eine sehr große Schüssel und fülle sie zur Hälfte mit Mehl. Rühre eine Handvoll Hefe und eine etwas Salz hinein. Dann mache in der Mitte eine Vertiefung und gieße, während du die ganze Zeit mit einem Holzlöffel umrührst, langsam lauwarmes Wasser hinein, bis du einen schönen Matsch hast.
Füge einen Löffel Olivenöl (das die Feuchtigkeit im Brot halten soll) hinzu und rühre den Brei zwei Minuten lang um. Dann bestreue das Ganze sehr dünn mit einer Handvoll Mehl und bedecke die Schüssel mit einem Geschirr-Handtuch. Die Masse wird zu blubbern und zu schäumen beginnen.
Wenn der Teig an einem warmen Platz steht, wird er sich das erste Mal sehr schnell heben. An einem kühlen Ort geschieht das langsam. Manchmal stellen wir ihn über Nacht in den Kühlschrank, manchmal warten wir nur vier Stunden.
Jetzt schütte eine Ladung Mehl auf den Küchentisch und kippe den Matsch darauf. Nun vermischst du das Mehl mit dem Brei zu einem schön elastischen Teig. Drehe den Teig beim Kneten immer wieder um, ziehe ihn, falte ihn, schlage ihn – bring die Luft hinein.
Mach dies 10 bis 15 Minuten lang. Cobbett empfiehlt, einen ganzen Scheffel Mehl zu verwenden, also rund 25 Kilo. Wir nehmen aber immer nur insgesamt etwa ein Kilo Mehl und bekommen daraus vier oder fünf köstliche Brotlaibe.
Zerteile nun den Teig in mehrere Klumpen und lege sie auf ein Blech, in Dosen oder andere Backformen. Bestreue sie mit ein wenig Mehl und schneide sie mit einem Messer tief ein. Bedecke sie wieder, damit sie warm bleiben und ihre Feuchtigkeit behalten.
Lass sie gehen, bis sie etwa die doppelte Größe erreicht haben. Sie können an einem warmen Ort stehen bleiben, wo sie, wie zuvor, schnell auftreiben, oder an einem kühlen Platz, wo es länger dauert.
Du kannst die Zeiten abhängig von deinem Terminplan auswählen. Der Ofen allerdings sollte immer sehr heiß sein, mindestens 250 Grad Celsius, und die Backzeit, je nach Ofentemperatur, 20 bis 30 Minuten betragen.
Du kannst mühelos ein ganz individuelles Brot backen und fast alles zu deiner Backmischung hinzufügen. Honig kann einen guten Geschmack ergeben, und manche nehmen zusätzlich Schmalz oder Milch; auch Haferflocken oder gekochte Erbsen oder Rosinen sind möglich.
Es ist kinderleicht, dein eigenes, einzigartiges Brot zu erfinden, das so noch nie von irgendjemandem gemacht wurde.
Und das ist der andere, sehr reizvolle Aspekt von selbst gebackenem Brot: Jeder Laib ist anders. Wegen der zahllosen das Backen beeinflussenden Faktoren – der Zeit des Gehens, der Qualität und Menge des Wassers, der Art und Mischung des Mehls, der Ofenhitze, der Salzart und so weiter – wirst du nie dasselbe Brot zweimal bekommen.
Daher hast du immer ein individuelles Brot statt des uniformen Produkts, das aus den dunklen satanischen Brotfabriken der schönen neuen Welt heraufsteigt.
Indem du lernst, dein eigenes Brot zu machen, wirst du das beste Brot kreieren, das du je gekostet hast.
Brot backen · Tom Hodgkinson · Selbstversorgung
Aufmerksamkeit ist der Stoff, aus dem das Gedächtnis besteht; und Gedächtnis ist akkumulierter Genius.
James Russell Lowell