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Herkules und die Schlangen

Herkules und die Schlangen · Griechische Sage · Mythologie

Der Göttervater Jupiter hatte zusammen mit Alkmene, der Frau des Königs von Theben, einen Sohn: Herkules. König Amphitryon wusste nichts von der göttlichen Abkunft des Babys, wohl aber Juno, die erzürnte Ehefrau des Jupiter.

Mit folgenden Worten beklagte Juno die Schandtat ihres Ehemannes: »Wiederum bin ich von meinem Gatten getäuscht worden. Wiederum hat Jupiter sich eine andere Frau gewählt, aus Angst, eine günstige Gelegenheit auszulassen. Wäre es mir doch erlaubt, ihn selbst zu bestrafen!«

»Aber niemand darf den höchsten Gott bestrafen. Dennoch weiß ich, auf welche Weise ich ihn verletzen werde: Ich werde den kleinen Jungen zugrunde richten, den Alkmene meinem schlimmen Ehemann geboren hat. Deshalb werde ich zwei Schlangen schicken, die den Buben töten werden, wenn er im Schlafzimmer liegt!«

Als der Bub Herkules schlief, waren dann plötzlich die von Juno geschickten Schlangen da. Weder die Wächter noch die Dienerinnen hatten die schrecklichen Tiere bemerkt. Nicht einmal die Mutter selbst, hatte die zischenden Schlangen gehört, obwohl sie in der Nähe saß.

Die Schlangen kamen näher und näher und ringelten sich schließlich die Wiege empor. Als sie den schlafenden Jungen sahen, erhoben sie ihre Köpfe und bewegten die Zungen ganz geschwind hin und her. Dann begannen sie, mit ihren langen Körpern den Hals des armen Jungen zu umschlingen. Der kleine Bub befand sich ohne Kenntnis der Mutter in höchster Gefahr.

Aber der aus dem Schlaf geweckte Herkules schrie nicht nur mit lauter Stimme, sondern ergriff auch mit seinen kleinen Händen die wilden Tiere. Dann drückte er deren Hälse mit so großer Kraft zusammen, dass die Schlangen sofort starben.

Die Dienerinnen, die durch das Geschrei des Jungen geweckt worden waren, betraten das Schlafzimmer, die erschrockene Mutter stürzte zur Wiege und der König persönlich folgte den schnell eintretenden Wächtern. In der Meinung, dass Feinde eingedrungen seien, hielt er kampfbereit in der rechten Hand sein Schwert.

Dann betrachteten alle den sonderbaren Anblick: Der kleine Junge lachte und blickte die ihn umgebenden Mensch fröhlich an, die Schlangen lagen tot auf der Erde. Der König wurde durch die offensichtlich gewaltige Kraft des kleinen Herkules völlig durcheinander gebracht. Deshalb rief er einen weisen Mann herbei, um mit dessen Hilfe die Zukunft des Jungen zu erfahren.

Der alte Mann behauptete, dass Herkules als junger Mann aus dem Elternhaus gehen werde, viele schreckliche Tiere töten und nach seinem Tod ein ewiges Leben im Kreis der Götter führen werde.

Es ist bekannt, dass sich all das auf dieselbe Weise ereignet hat, wie es der weise alte Mann vorhergesagt hatte.

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Autor: Griechische Sage

Bewertung des Redakteurs:
4


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Johann Wolfgang von Goethe