Arbeit als Ritus · Pinchas Lapide

Arbeit als Ritus · Pinchas Lapide · Mitarbeit und Gestaltung

Im Garten Eden, wo paradiesisch alles wuchs und es eigentlich an nichts fehlte, waren ursprünglich Adam und Eva noch nicht da, um ihn zu bearbeiten und zu betreuen.

Gott setzte sie allerdings dann ein, um den Garten zu gestalten und zu veredeln, mit der eindeutigen Absicht, sie sollen Mitarbeiter werden an einem noch lange nicht vollendeten Schöpfungswerk.

Nach dem Sündenfall wurden sodann nicht Adam und Eva verflucht, wie viele Menschen meinen, oder die Arbeit, sondern der Ackerboden. Er solle Disteln und Unkraut hervorbringen und die Menschen sollen im Schweiße ihres Angesichts ihr Brot verdienen.

Arbeit ist demnach göttlicher Auftrag, Mühe und Mühseligkeit. Die Not der Arbeit ist also die Folge des Sündenfalls und nichts anderes. Die deutsche Sprache spiegelt das auch so wieder.

Im Mittelhochdeutschen heißt die Arbeit auch noch Bedrängnis, Mühe und Not. Nicht aber auf hebräisch, wo die Arbeit eine heilige Pflicht darstellt.

Das Wort »awodah« erinnert eher an einen Tempeldienst, der nicht nur Arbeit, sondern heiliger Ritus war. Arbeit heißt demnach also am Schöpfungswerk Gottes mitzuarbeiten. Darin liegt ebenso der Sinn für die Ebenbildlichkeit mit Gott.

Der Mensch ist somit Mitarbeiter Gottes. Gott schuf diese Welt unfertig und er schuf den Menschen, damit er an ihr weiter arbeiten solle, um sie zu gestalten und zu veredeln.

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Autor: Pinchas Lapide

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4

Wo das Bewusstsein schwindet, dass jeder Mensch uns als Mensch etwas angeht, kommen Kultur und Ethik ins Wanken.

Albert Schweitzer