Mutawakkel und Mahbubah · Märchen aus dem Orient · Kalif
Der Kalif Mutawakkel hatte sich in eine Frau aus Basrah verliebt.
Sie hieß Mahbubah, war ausgezeichnet schön und liebenswürdig, hatte eine herrliche Stimme und viel Fertigkeit im Lautenspiel, schrieb sehr schön und war eine große Dichterin.
Mutawakkel war so für sie eingenommen, dass er sich keine Stunde von ihr trennen konnte.
Als Mahbubah die starke Neigung des Kalifen zu ihr bemerkte, wurde sie überaus kühn und aufbrausend und erzürnte Mutawakkel so sehr, dass er sie von sich stieß und allen Bewohnern des Schlosses verbot, mit ihr zu sprechen.
Nach kurzer Zeit aber sehnte sich der Kalif wieder sehr nach ihr, und eines Morgens sagte er einem seiner Gesellschafter: »Ich habe diese Nacht geträumt, ich wäre wieder mit Mahbubah versöhnt.«
Der Mann erwiderte: »Ich hoffe von dem Erhabenen, dass dieser Traum sich verwirkliche.« Während dieses Gesprächs kam eine Dienerin und sagte Mutawakkel etwas ins Ohr. Er stand sogleich auf und ging zu Mahbubah.
Die Dienerin hatte dem Kalifen nämlich gesagt: Mahbubah singe und spiele auf der Laute: Ob er nicht hören wolle, was dieser Gesang zu bedeuten habe. Mutawakkel näherte sich ihrer Tür, horchte und hörte, wie sie folgende Verse sang:
»Ich gehe im Schloss umher und niemand redet mich an, kein Ohr vernimmt meine Klagen, als hätte ich ein Verbrechen begangen, das keine Buße wieder gut machen kann. Oh wollte doch jemand bei dem König für mich sprechen, der mich im Traum besucht und mir verziehen hat, schon leuchtet ja der Morgen wieder, und noch bin Ich von ihm verstoßen.«
Als Mutawakkel diese Verse hörte, war er sehr erstaunt über diese sonderbare Übereinstimmung ihrer Träume. Er ging in Mahbubahs Gemach, die sogleich aufstand und ihm sagte: »Ich habe dich heute Nacht im Traum gesehen und daher beim Erwachen die Verse gedichtet, die du eben gehört hast.«
Mutawakkel erzählte ihr auch seinen Traum, versöhnte sich mit ihr und brachte sieben Tage und Nächte bei ihr zu. Mahbubah liebte ihn so sehr, dass sie seinen Namen auf ihren Wangen eingrub.