Frieden und Krieg · Hermann Hesse · Gewinn und Verlust
Frieden ist weder ein paradiesischer Urzustand noch eine Form durch Übereinkunft geregelten Zusammenlebens … Friede ist ein Ideal.
Es ist etwas unsäglich Kompliziertes, Labiles, Bedrohtes … ein Hauch genügt, um ihn zu zerstören. Dass auch nur zwei Mensch, die aufeinander angewiesen sind, in wahrem Frieden miteinander leben, ist seltener und schwieriger als jede andere ethische oder intellektuelle Leistung.
Krieg war immer, seit wir von den Geschicken der Menschen wissen, und es waren keine Gründe für den Glauben da, er sei nun abgeschafft. Es war lediglich die Gewohnheit langen Friedens, die uns das vortäuschte … Krieg wird noch lange sein, er wird vielleicht immer sein.
Dennoch ist die Überwindung des Krieges nach wie vor unser edelstes Ziel und die letzte Konsequenz abendländisch-christlicher Gesittung.
Der Forscher, der das Mittel gegen eine Seuche sucht, wird seine Arbeit nicht wegwerfen, wenn eine neue Epidemie ihn überrascht. Noch viel weniger wird »Friede auf Erden« und Freundschaft unter den Menschen, die eines guten Willens sind, jemals aufhören, unser höchstes Ideal zu sein.
Ein Krieg kommt nicht aus dem blauen Himmel herab, er muss gleich jeder anderen menschlichen Unternehmung vorbereitet werden, er bedarf der Pflege und Mitwirkung vieler, um möglich und wirklich zu werden.
Gewünscht aber, vorbereitet und suggeriert wird er durch die Menschen und Mächte, denen er Vorteil bringt. Er bringt ihnen entweder direkten baren Geldgewinn wie der Rüstungsindustrie, oder er bringt ihnen Gewinn an Geltung, Achtung und Macht wie etwa den stellenlosen Generälen und Obersten.
Kriege werden gemacht von Leuten, denen das Leben anderer gleichgültig ist. Sie machen ihre Kriege mit der Habe, dem Blut und Leben anderer, und was wir dazu denken und dabei leiden, ist ihnen einerlei.
Frieden und Krieg · Hermann Hesse · Gewinn und Verlust
Frieden und Krieg · AVENTIN Storys
Frieden und Krieg · Hermann Hesse · Gewinn und Verlust · Frieden ist weder ein paradiesischer Urzustand noch eine Form durch Übereinkunft
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Autor: Hermann Hesse
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Ich bin viel zu selbstbewusst, um überheblich zu sein.
Peter Hohl