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Farbphänomen Gelb

Farbphänomen Gelb · Johann Wolfgang von Goethe · Farblehre

Gelb ist die nächste Farbe am Licht. Sie entsteht durch die gelindeste Mäßigung desselben, es sei durch trübe Mittel oder durch schwache Zurückwerfung von weißen Flächen.

Bei den prismatischen Versuchen erstreckt sich Gelb allein breit in den lichten Raum und kann dort, wenn die beiden Pole noch abgesondert voneinander stehen, ehe sie sich mit dem Blauen zum Grünen vermischt, in ihrer schönsten Reinheit gesehen werden.

Wie das chemische Gelb sich an und über dem Weißen entwickelt, ist gehörigen Orts meist umständlich vorgetragen worden.

Das Gelb führt in ihrer höchsten Reinheit immer die Natur des Hellen mit sich und besitzt eine heitere, muntere, sanft reizende Eigenschaft. In diesem Grad ist sie als Umgebung, es sei als Kleid, Vorhang oder Tapete, angenehm.

Das Gold in seinem ganz ungemischten Zustand gibt uns, besonders wenn der Glanz hinzukommt, einen neuen und hohen Begriff von dieser Farbe. So bewirkt ein starkes Gelb, wenn es auf glänzender Seide, zum Beispiel auf Atlas erscheint, eine prächtige und edle Wirkung.

So ist es der Erfahrung gemäß, dass das Gelbe einen durchaus warmen und behaglichen Eindruck macht. Daher kommt es auch in der Malerei der beleuchteten und wirksamen Seite zu.

Diesen erwärmenden Effekt kann man am lebhaftesten bemerken, wenn man durch ein gelbes Glas, besonders in grauen Wintertagen, eine Landschaft ansieht. Das Auge wird erfreut, das Herz ausgedehnt, das Gemüt erheitert; eine unmittelbare Wärme scheint uns direkt anzuwehen.

Farbphänomen Gelb · Johann Wolfgang von Goethe · Farblehre


Leben soll man leben, aber nicht die ganze Zeit darüber diskutieren.


Isabelle Adjani