AMO · Ich liebe · AVENTIN Storys · Rote Rosenblüten

AMO · Ich liebe den Hyde Park

AMO · Ich liebe den Hyde Park · Henry van de Velde

Ich liebe mehr als jeden anderen Aufenthalt der Welt den Hyde Park im Mai, wenn in den tiefen Alleen, deren violetter Sand von goldenen Flecken schimmert, welche die Morgensonne durch das schwere Laubwerk wirft, endlose Reihen von Reitern und Reiterinnen auftauchen.

Ich liebe den Hyde Park, wenn in der Frühlingssonne, nachmittags, Tausende von Gespannen dahineilend sich verfolgen und kreuzen, durch die breiten, offenen Alleen, eingesäumt von intensiv grünem Rasen, von zahllosen Blumenbeeten in den auserwähltesten, fremdländischsten und berauschendsten Farben.

Wenn man diese Gespanne im einzelnen betrachtet, in ihrer Zusammenstellung von Pferden, Hunden, Lakaien und dem hoch oben thronenden gleichmütigen Lenker, von Bevorzugten, die eingeladen wurden, in diesen Viktorias, Daumonts, Breaks und Mails Platz zu nehmen, so gewährt dies alles den Anblick denkbar höchster Vollendung.

Diese Augenblicke aus dem Hyde Park sind einzig schön, und dies Schauspiel vereinigt größere, vielseitigere Schönheit, als man sie irgendwo anders zu finden vermag.

Und es ist eine kindliche Illusion von zurückgezogenen, schlecht gelüfteten Gelehrten, dass die Vergangenheit ein schöneres, vollkommneres, edleres und zugleich feierlicheres Schauspiel zu bieten hatte. In keiner Epoche hat sich eine solche Summe von Vollkommenheit, von auserwähltesten Dingen zusammengefunden.

Natürlich kann ich mich ebenso mit anderen bei dem Gedanken an die Eleusischen Festzüge begeistern, an die feierlichen Prozessionen, die die Stufen zu den Propyläen empor schritten; bei dem Gedanken an die Turniere und an die pompösen Ausfahrten der sagenhaften, venezianischen Galeeren.

ABER ES MAG WOHL NICHTS
DER ERGREIFENDEN HARMONIE,
DER MACHT DER ZUSAMMEN-
KLÄNGE UND DER EIGENART
DES RHYTHMUS DIESES
FESTES DER MODER-
NEN SCHÖNHEIT
NAHEGEKOM-
MEN SEIN!

AMO · Ich liebe den Hyde Park · Henry van de Velde


Alles Geschaffene ist vergänglich. Strebt weiter, bemüht euch, unablässig achtsam zu sein.


Buddha