Wasserspeier – Gargoyles – Figuren aus Stein
Wasserspeier, auch Gargoyles genannt, sind kunstvoll gestaltete Figuren aus Stein, die typischerweise an gotischen Kirchen und anderen historischen Bauwerken angebracht sind und zur Regenwasserableitung dienen.
Architektonisch ist ihr Hauptzweck, Wasser nach einem Regenguss in einem Bogen von der Fassade wegzuführen, um die Gemäuer vor Schäden zu schützen.
Praktische Funktion:
Gargoyles wurden so konzipiert, dass durch ihre geöffneten Mäuler das Regenwasser von den Dächern seitlich abgeleitet wird und somit die Wände sowie Fundamente der Gebäude trocken bleiben. Diese Technik reicht bis in die Antike zurück und wurde in der Romanik, Gotik sowie Renaissance besonders bei großen Gebäuden wie Kirchen und Burgen eingesetzt.
Symbolische und philosophische Bedeutung:
Philosophisch und symbolisch verkörpern Wasserspeier einen Schutzmechanismus gegen böse Geister und Dämonen. Ihr oft monströses oder tierisches Aussehen soll das Böse abschrecken und vom Inneren der Kirche fernhalten, indem es den dämonischen Mächten einen Spiegel vorhält.
Damit symbolisieren sie den Kontrast zwischen der scheinbar gefährlichen Außenwelt und dem geschützten, reinen Bereich im Inneren der Kirche.
Gargoyles galten im Volksglauben als Wächter und Beschützer, was sich auch in ihrer Darstellung als Torwächter und Bedroher des Bösen widerspiegelt. Philosophisch gesehen erfüllen Gargoyles die Funktion der apotropäischen Magie: Sie dienen als magische Schutzfiguren gegen das Unheil.
Diese Doppelfunktion – praktisch wie geistig – macht Gargoyles zu einem prägenden und faszinierenden Symbol der Baukunst.
Einige der berühmtesten historischen Gargoyles sind eng mit lokalen Legenden und Mythen verknüpft. Besonders bekannt ist die französische Legende von »La Gargouille« aus Rouen: Ein feuerspeiender Drache soll das Land heimgesucht haben, bis der heilige Romanus ihn besiegte und seinen Kopf als Symbol an der Kirche anbrachte – dies gilt als Ursprung der Gargoyle-Tradition.
Gargoyles von Notre-Dame de Paris: Die Gargoyles der Kathedrale Notre-Dame in Paris gehören zu den weltweit bekanntesten und sind zentrale Zeitzeugen der gotischen Baukunst. Ihr Aussehen und die Vielfalt todbringender Erscheinungsformen haben sie zum Symbol und Wahrzeichen des Schutzes vor bösen Mächten gemacht. Nach dem Brand von 2019 rückten sie erneut ins globale Rampenlicht als Erhaltungsgut.
Die Löwenkopf-Wasserspeier an römischen Tempeln, etwa nach der Beschreibung von Vitruv, zeigen schon früh die Kombination von Tierdarstellung und Schutzsymbolik.
Viele alte Rathäuser und Kirchen in ganz Europa wurden im Mittelalter mit grotesken, drachen-, tier- oder menschenähnlichen Gargoyles geschmückt, etwa am Westminster Palace in London oder am Tallinner Rathaus in Estland.
Symbolik und kultureller Wert:
Gargoyles wurden oft bewusst als Dämonensymbole gestaltet, um durch ihre Fratzen böse Geister abzuschrecken und somit Ahnen und Kirchen zu schützen. Im Film und der Literatur dienten sie beispielsweise als Inspirationsquelle für den »Glöckner von Notre-Dame« oder moderne Fantasy- und Horrormythen.
Berühmte Gargoyles stehen somit nicht nur für prägenden Baustil, sondern sind auch Ausdruck kultureller Erinnerung und mythischer Erzählungen.
Zusammenfassung:
- Wasserspeier (Gargoyles) sind bauliche Elemente zur Regenwasserableitung.
- Sie sind symbolische Schutzfiguren gegen das Böse.
- Ihr Aussehen und ihre Platzierung bringen den philosophischen Gedanken der Trennung von heiligem Inneren und bedrohlichem Äußeren zum Ausdruck.
- Praktisch schützen sie das Bauwerk vor Wasserschäden.
- Philosophisch und religiös erfüllen sie einen apotropäischen, also unheilabwehrenden Zweck.
Wasserspeier – Gargoyles – Figuren aus Stein
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