Unsichtbare Verbindung · Märchen

Unsichtbare Verbindung · Märchen · Glück Eintracht und Liebe

Es war einmal ein böser König, der quälte Kinder wie Erwachsene und hasste einfach alle Menschen, da er ein wirklich böser Tyrann war.

Einmal an einem Sommertag blickte dieser König aus dem Fenster und sah an der Mauer seines Palastes einen Wanderer, um den sich viele Menschen versammelt hatten. Der Wanderer erzählte etwas, und die Menschen lachten darüber.

Dem bösen König gefielen das Gelächter und die Freude gar nicht. Deshalb befahlt er seiner Leibwache, den Wanderer zu fassen und in den Kerker zu sperren. Und so geschah es auch.

Als es dann Abend wurde, ging der König in sein Schlafgemach, legte sich in sein wunderschönes königliches Bett und schlief ein. Da fing er an zu träumen und plötzlich sah er den Wanderer vor sich stehen!

»Was machst du in meinem Schlafzimmer!« schrie der König ganz laut, »du sollst doch im Kerker sitzen!« — »Ich muss gar nichts«, antwortete lächelnd der Wanderer, »ich bin kein einfacher Mensch sondern ein Zauberer. Und deshalb werden wir uns jetzt auf eine Reise begeben«.

»Wache!« schrie der König erschrocken, aber es war schon zu spät. Ihm wurde plötzlich ganz schwindlig, das ganze Zimmer drehte sich im Kreis und er verschwand.

Auf einmal tauchte der König in einer schönen großen Stadt voller Menschen auf. Es war etwas Seltsames an diesem Bild. Aber als er genauer hinsah erkannte er, dass alle Menschen miteinander mit feinen leuchtenden Fäden verbunden waren. Außerdem wurden solche Fäden auch von Menschen zu den Tieren und den Pflanzen gezogen.

»Was ist das?« – fragte der König erstaunt. Er konnte leicht durch die Fäden hindurch gehen, wie durch Lichtstrahlen ohne diese zu beschädigen.

»Diese Fäden verbinden alles Leben auf dieser Erde. Alle Bewohner hängen voneinander ab, und von ihnen hängen auch die Tiere und die Pflanzen ab. Sie sind Teile eines einzigen Organismus. Diese Fäden sind eine Energie des Guten und der Liebe, die allen ermöglicht froh und glücklich miteinander zu leben.«

»Diese Verbindungen können aber auch durch Bosheit, Hass, Tücke und Habsucht der Menschen zerstört werden. Dann leiden die Menschen an Not, Kummer und Sorgen. Sogar wenn man nur einen einzelnen Mensch schlecht behandelt, kann dies den Niedergang und die Krise vieler Menschen verursachen! Auch die Tiere und die Pflanzen können dadurch verderben. Ja, sogar das ganze Leben kann dadurch zerstört werden.«

»Unsinn«, sagte der böse König, »was ist das nur für eine seltsame Stadt?!«

»Das ist deine Stadt,« antwortete der Zauberer. »Ich habe dir jetzt nur einfach die Möglichkeit gegeben, das Ganze zu sehen, dass ansonsten unsichtbar ist, aber existiert. Merke dir, wenn du etwas Böses machst, zerstörst du nicht nur die umgebende Welt und deren Frieden, sondern du wirst schließlich auch dich selbst dadurch zerstören.«

»Unsinn! So was kann nicht sein!« antwortete der König aufbrausend. In diesem Moment gingen sie über eine Brücke und der böse König stieß einen Passanten, der in Eile war und den König unabsichtlich etwas berührte, in den Fluss hinunter. Der Zauberer konnte nur vorwurfsvoll den Kopf schütteln und war im Nu wieder verschwunden.

Da wachte der König auf und seine Laune, das könnt ihr euch denken, war abscheulich. Sofort rief er nach den Wachen um nachprüfen zu lassen, ob der Wanderer sich noch im Kerker befände. Aber der Kerker war leer. Der Zauberer war tatsächlich verschwunden.

In seiner Wut rief der böse König nun den Henker, um die Wache hinzurichten zu lassen, obwohl diese am Verschwinden des Wanderers völlig unschuldig war. Der Henker aber wurde plötzlich blind, so wie fast alle Einwohner der Stadt, die in diesem Moment blind geworden waren. Die Blindheit hatte ein vorbei fliegender feuriger Stern ausgelöst.

»Wo sind die Sterndeuter?« brüllte der König. Nach einiger Zeit wurde aufgeklärt, dass die Sterndeuter über den feurigen Stern längst Bescheid gewusst und auch einen Botschafter gesandt hatten, um alle Menschen und auch den König zu warnen. Den Botschafter aber hatte jemand von der Brücke gestoßen und dieser war jämmerlich ertrunken.

Die Mehrheit der Bewohner der Stadt verlor ihre Sehkraft. Die Wächter der Ordnung erblindeten, ebenso wie die Hausmeister und in den Straßen war Chaos ausgebrochen. Die blinden Menschen konnten nicht mehr arbeiten und die Tiere versorgen. Die häuslichen Tiere waren deshalb vor Hunger in den Wald geflüchtet.

Auch alle Blumen verwelkten, weil keiner sie gießen konnte und alle Gärten verwilderten. Niemand konnte mehr arbeiten und auch keiner konnte mehr den König bedienen.

Der hungrige, erschrockene und unglückliche König sperrte sich sodann in seinem Gemach ein. Und da – plötzlich sah er den Zauberer wieder. Der böse König wollte sogleich vor lauter Wut auf den Zauberer losspringen, aber da sah er plötzlich einen leuchtenden Faden, der sie beide miteinander verband.

»Ist das die Wahrheit?« – schrie der König ganz verzweifelt und hielt sich den Kopf vor lauter Schrecken.

»Freilich«, antwortete der Zauberer. »Jetzt siehst du selbst, wie alles miteinander verbunden ist und wie wir voneinander abhängig sind. Ich habe dir nur die Chance gegeben es mal selbst zu sehen. Aber was hast du gemacht?«

«Was tun wir jetzt?« fragte der König völlig verzweifelt, »wie können wir das alles wieder rückgängig machen?!!« Der Zauberer aber lächelte nur und löste sich wieder in Luft auf.

Da erwachte der König plötzlich und schaute aus dem Fenster. Draußen war ein schöner Sommertag, die Menschen gingen vorbei und alles war wie üblich. An der Mauer seines Palastes sah er den Wanderer, um den sich Menschen versammelt hatten. Der Wanderer erzählte etwas und die Menschen lachten.

»Wache!« schrie der König, aber im gleichen Moment wurde er sehr nachdenklich. »Geht zu dem Mann an der Mauer da zu meinem Palast, bietet ihm Obdach und Essen an und fragt ihn, ob er noch etwas anderes benötigt.«

Und als er das sagte, sah er dass alles mit leuchtenden Fädchen zusammen verbunden war. Und das verhieß, dass alle gut, lange und glücklich leben würden, in Glück und Freude, in Eintracht und Liebe.

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Autor: N. N.

Bewertung des Redakteurs:
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Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.


Albert Schweitzer