Der Weise und der Diamant

Der Weise und der Diamant · Allegorie aus Asien 

Ein weiser Mann hatte am Abend eines langen Tages den Rand seines Dorfes erreicht und ließ sich unter einem Baum nieder, um dort die Nacht zu verbringen, als ein Dorfbewohner angerannt kam und sagte: »Der Stein! Der Stein! Gib mir den kostbaren Stein!« 

»Welchen Stein?« fragte der weise Mann. 

»Letzte Nacht erschien mir ein Engel im Traum«, sagte der Dörfler, »und der sagte mir, ich würde bei Einbruch der Dunkelheit am Dorfrand einen weisen Mann finden, der mir einen kostbaren Stein geben würde, so dass ich für immer reich wäre.«

Der weise Mann durchwühlte seinen Sack und zog einen Stein heraus. »Wahrscheinlich meinte er diesen hier«, sagte er, als er dem Dörfler den Stein gab. 

»Ich fand ihn vor einigen Tagen auf einem Waldweg. Du kannst ihn natürlich haben.«

Staunend betrachtete der Mann den Stein. Es war ein Diamant. Wahrscheinlich der größte Diamant der Welt, denn er war so groß wie ein Ziegelstein. Und er nahm den Diamanten und ging heim.

Zuhause angekommen aber wälzte er sich die ganze Nacht im Bett herum und konnte vor lauter Sorgen um seinen Schatz nicht schlafen. 

Am nächsten Tag eilte er noch sehr früh am Morgen wieder zum weisen Mann, weckte ihn und sagte: »Gib mir den Reichtum, der es dir ermöglichte, diesen Diamanten so leichten Herzens wegzugeben.«

Der Weise und der Diamant · Allegorie aus Asien

Blicke über deine Gedanken hinaus und trinke den reinen Nektar dieses Augenblicks.

Rumi