Fluss und Wüste · Parabel

Fluss und Wüste · Parabel · Leben Identität und Metamorphose

Ein Fluss wollte durch die Wüste zum Meer. Aber als er den unermesslichen Sand sah, wurde ihm Angst, und er fing an zu klagen: »Die Wüste wird mich austrocknen, und der heiße Atem der Sonne wird mich vernichten!«

Da – plötzlich – hörte er eine Stimme, die sagte: »Vertraue dich nur der Wüste an.«

Aber der Fluss entgegnete: »Dann bin ich doch nicht mehr ich selber! Da verliere ich doch meine Identität!«

Die Stimme aber antwortete: »Auf keinen Fall kannst du bleiben, was du bist.«

So vertraute sich der Fluss dann doch der Wüste an. Wolken sogen ihn auf und trugen ihn über die heißen Sandflächen hinweg. Als Regen wurde er am anderen Ende der Wüste wieder abgesetzt.

Und es ist wahr, aus den Wolken strömte so viel Regen, dass es wieder ein Fluss wurde, schöner und frischer als je zuvor.

Da freute sich der Fluss, setzte seinen Weg fort zum Meer und sagte: »Jetzt bin ich erst wirklich ich!«

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Autor: N. N.

Bewertung des Redakteurs:
4

Niemand ist nutzlos in dieser Welt, der einem anderen die Bürde leichter macht.

Charles Dickens