Aus der Geschichte lernen – Sanktionen, Handels-Blockaden und Embargos

Die vom napoleonischen Frankreich und seinen Verbündeten gegen Großbritannien verhängte Kontinentalblockade von 1806 bis 1814 ist wahrscheinlich das bekannteste und umfangreichste Beispiel für den Einsatz von Sanktionen und Embargos in der Geschichte bis ins 20. Jahrhundert.

Großbritannien war einer der Hauptgegner des revolutionären und später napoleonischen Frankreichs. Napoleon wollte dieses Problem radikal lösen, indem er in Großbritannien landete. Nach der Niederlage der französischen Flotte bei Trafalgar im Jahr 1805 wurde jedoch klar, dass dieser Plan nicht realisierbar war.

Daraufhin wandte sich Napoleon wirtschaftlichen Waffen zu. Im Mai 1806 begannen auch die Briten schließlich, die Küste Frankreichs und seiner Verbündeten vom Meer aus zu blockieren. Infolgedessen verbot Napoleon im November desselben Jahres den Franzosen und ihren Verbündeten, mit Großbritannien Handel zu treiben.

Ein Jahr später verfügte er, dass alle Schiffe, die britische Häfen anliefen oder britische Zölle zahlten, als britisch behandelt werden sollten, was bedeutete, dass ihre Waren beschlagnahmt werden sollten.

Bis 1809 schlossen sich fast alle großen europäischen Länder der Blockade an, darunter Italien, Spanien, Russland, Österreich und Preußen.

Die kontinentale Blockade verursachte großen wirtschaftlichen Schaden für alle und wurde zu einer der Ursachen der Wirtschaftskrise, der steigenden Arbeitslosigkeit und der Inflation in den Jahren 1810–1812.

Aus der Kontinentalsperre lässt sich erkennen, dass umfassende Handelsblockaden sehr stumpfe und schwer kontrollierbare Instrumente sind, die oft mehr Schaden bei den Verbündeten und Unbeteiligten anrichten als beim eigentlichen Gegner.

Zudem zeigen die Ereignisse, dass wirtschaftliche Zwangsmittel schnell in militärische Eskalation, Kontrollzwang und politische Überdehnung umschlagen können – mit langfristig destabilisierenden Folgen.

​Napoleon wollte Großbritannien durch den Entzug des europäischen Marktes »in die Knie zwingen«, konnte die Blockade aber nur unvollständig durchsetzen, weil viele Staaten schmuggelten, heimlich weiterhandelten oder sich nur halbherzig beteiligten.

Das zeigt für Gegenwart und Zukunft, dass Sanktionen nur dann wirksam sind, wenn sie anerkannt legitimiert, international koordiniert und realistisch kontrollierbar sind – je größer der Graumarkt und je mehr Schlupflöcher, desto geringer die Wirkung und desto größer die Nebenwirkungen.

Damals und Heute: Bumerangeffekte und Kollateralschäden von Wirtschaftskriegen:

Die Blockade schadete zwar dem britischen Handel, löste aber zugleich in weiten Teilen Kontinentaleuropas Handelsrückgang, Arbeitslosigkeit und Wohlstandsverlust aus.

Für heutige Sanktionen folgt daraus: Politische Entscheidungsträger müssen systematisch die Nebenwirkungen auf eigene Bevölkerung, Partnerländer und globale Lieferketten mitdenken und sozial abfedern, sonst erodiert innenpolitische Unterstützung und die Maßnahme unterminiert die eigene Position.

Für die Zukunft zeigt uns das, dass wirtschaftliche Zwangspolitik sehr schnell in eine Logik der Repression kippen kann, wenn sie gegen den Willen von Partnern durchgedrückt wird, und damit langfristig Allianzen schwächt und Legitimationsverluste erzeugt.

Vollblockaden eignen sich nicht als »Wunderwaffe«. Gezielte, klar begründete und zeitlich begrenzte Maßnahmen sind meist wirksamer und auch politisch tragfähiger.

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