Glaube und Berge · Augusto Monterroso

Glaube und Berge · Augusto Monterroso · Landschaft · Essay

Am Anfang versetzte der Glaube nur dann Berge, wenn es unbedingt nötig war, so dass die Landschaft jahrtausendelang sich selber gleich blieb.

Als aber der Glaube sich immer mehr ausbreitete und die Leute die Vorstellung, Berge zu versetzen, lustig fanden, änderten die Berge immer häufiger ihren Standort, und es wurde für die Menschen immer schwieriger, sie dort wiederzufinden, wo sie noch am Vortag gewesen waren.

Das schaffte selbstverständlich mehr Beschwernis als Erleichterung.

Die guten Leute hielten es sodann für besser, ihren Glauben aufzugeben, und jetzt blieben auch die Berge im allgemeinen wieder an ihrem Ort. 

Wenn sich heutzutage auf einer Überlandstraße ein Erdrutsch ereignet, so könnte man annehmen, dass, weil jemand weit weg oder in unmittelbarer Nähe einen Anflug von Glauben hatte, sich dies ereignet haben könnte.

Ist es nicht so?

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Autor: Augusto Monterroso

Bewertung des Redakteurs:
4

Die einzige unmittelbar glaubwürdige Realität ist die Realität des Bewusstseins.

René Descartes