Ein Wunsch ist frei

Ein Wunsch ist frei · Sage aus der Bretagne · Geld oder Schönheit

In einem Dorf in der Bretagne lebte einst ein herzensguter junger Mensch namens Korentin.

Die Natur hatte ihn recht stiefmütterlich behandelt, denn er trug einen großen Buckel durchs Leben. Aber jedermann mochte ich gern, denn er war immer fröhlich und unbekümmert, und außerdem verstand er es ganz wunderbar, mit seiner Geige zum Tanz aufzuspielen.

Als er einst, das Instrument unter dem Arm, von einer Hochzeit heimkehrte, führte ihn der Weg durch die einsame Heide, wo die Korrigans, die bretonischen Wichtelmänner, wohnen.

Es war gerade Mitternacht, da sah er plötzlich eine Menge von diesen kleinen Geistern vor sich stehen. Sie umringten ihn und riefen fröhlich: »Du musst uns mit deiner Fidel zum Tanz aufspielen. Machst du es gut, so sollst du dafür auch belohnt werden!«

Korentin tat ihnen gern den Gefallen und spielte die ganze Nacht hindurch, während die Zwerge im fröhlichen Gewimmel um ihn herumtanzten. Erst als der Morgen graute, hörten sie auf. »Was willst du als Belohnung?«, fragten sie ihn, »Geld oder Schönheit?«

»Ich will kein Geld«, sagte der Geiger, »aber wenn Ihr mich von meinem Buckel befreien würdet, wäre ich der glücklichste Mensch auf der ganzen Erde.« Ehe Korentin sich versah, kletterte einer der Korrigans an ihm empor, klopfte ihm auf den Rücken -– und der Buckel war verschwunden!

Überglücklich kehrte Korentin heim. Vor seinem Haus traf er seinen Nachbarn, den Schuster. »Nanu«, rief dieser, »wo hast du denn deinen Buckel gelassen? Ich glaube fast, du hast deine Seele dem Teufel verschrieben.«

»Nein, nein«, versetzte Korentin, »hör mir zu!« Und dann erzählte er sein seltsames Abenteuer.

Der Schuster war bekannt wegen seiner Geldgier. »Wie kann man nur so dumm sein, das Geld auszuschlagen«, rief er. »Ich werde klüger sein!«

In der nächsten Nacht ging der Schuster mit seiner Geige auf die Heide. Wirklich erschienen die Korrigans wieder und baten ihn zu spielen. Er spielte die ganze Nacht hindurch. »Du kannst wählen«, sagten sie dann, »willst du Geld oder Schönheit?«

Der Schuster fürchtete, seine Habsucht könnte ihn verraten, wenn er den Wunsch zu deutlich aussprechen würde. Deshalb sagte er ganz bescheiden: »Gebt mir nur einfach das, was mein Nachbar Korentin nicht haben wollte!«

Die Zwerge erfüllten seinen Wunsch aufs Wort. Als der Schuster seinem Dorf zustrebte, trug er auf dem Rücken — einen Buckel.

Ein Wunsch ist frei · Sage aus der Bretagne · Geld oder Schönheit · Korrigan

Der Schlüssel dazu, sich eines glücklichen und erfüllten Lebens erfreuen zu können, ist der Bewusstseinszustand. Das ist das Wesentliche.

Dalai Lama