Das Zwiebelchen · Allegorie · Fjodor M. Dostojewski
Es lebte einst eine alte Frau, die sehr böse war und starb. Diese Alte hatte in ihrem Leben wirklich keine einzige gute Tat vollbracht.
So kamen die Teufel, ergriffen sie und warfen sie in die Hölle. Ihr Schutzengel aber stand da und dachte bei sich: Kann ich mich denn keiner einzigen guten Tat von ihr erinnern, um sie Gott mitzuteilen?
Da fiel ihm etwas ein, und er ging zu Gott und sprach: »Sie hat einmal in ihrem Gemüsegarten ein Zwiebelchen herausgerissen, und es einer armen Bettlerin geschenkt!«
Daraufhin antwortete Gott: »Gut, dann nimm dieses Zwiebelchen, und halte es ihr hin in die Hölle, so dass sie es zu ergreifen vermag. Und wenn du sie daran aus dem Höllenmeer herausziehen kannst, dann möge sie ins Paradies eingehen. Wenn aber das Pflänzchen abreißt, soll sie bleiben, wo sie ist!«
Der Engel lief sogleich zur Frau und hielt ihr das besagte Zwiebelchen entgegen: »Hier«, sagte er zu ihr, »fasse an, wir wollen sehen, ob ich dich herausziehen kann!«
Und er begann vorsichtig zu ziehen – und hatte sie beinahe auch schon ganz herausgezogen, da aber bemerkten es die anderen Sünder im Höllenmeer, und wie sie das sahen, klammerten sie sich alle schnell an sie, damit man auch sie mit ihr zusammen heraus zöge.
Aber die Frau war wirklich böse, sehr böse, und stieß die Anderen mit den Füßen zurück und schrie laut: »Nur mich allein soll man herausziehen und nicht euch! Es ist MEIN Zwiebelchen und nicht Eures!«
Und wie sie das ausgesprochen hatte, riss das kleine Pflänzchen entzwei und die Frau fiel wieder zurück in das Höllenmeer. Der Engel aber weinte bitterlich und ging schluchzend von dannen.
Das Zwiebelchen · Allegorie · Fjodor Michailowitsch Dostojewski
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Autor: Fjodor Michailowitsch Dostojewski
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Jeder Mensch hat die Aufgabe einer fördernden und nützlichen Tätigkeit nachzugehen, durch die etwas geschaffen werden kann, das allen Menschen dient. Weiter sollte jeder Mensch versuchen, für sich selbst zu sorgen, damit andere nicht für ihn sorgen müssen.
Aventin