Seelenwanderung und Wiedergeburt · Jüdische Sage · Baal-Schem
Zu Lebzeiten des heiligen Rabbi Baal-Schem lebte ein Talmudgelehrter, der Tag und Nacht studierte. Er war sehr arm und lebte mit seiner ganzen Familie von der Mildtätigkeit anderer Leute. Seine Frau, die sehr fromm war, verlangte von ihm niemals, dass er sich nach einem Verdienst umsehe, denn sie wollte nicht, dass er sein Studium aufgebe.
Als aber die Kinder erwachsen waren, sagte die Frau zu ihm: »Es ist ja wahr, dass wir immer im Vertrauen auf die Hilfe des Herrn lebten und dass er uns bisher nicht verlassen hat. Was sollen wir aber jetzt tun, da die Kinder schon erwachsen sind? Es ist nicht schön, dass unsere großen Töchter noch als Mädchen herumgehen!«
Der Mann sagte darauf: »Was soll ich tun, solange der Herr seine Hilfe nicht gesandt hat?«
Und die Frau erwiderte: »Folge mir, mein Mann: In unserer Stadt lebt doch der heilige Rabbi Baal-Schem, der schon so vielen Menschen geholfen hat. Du siehst ja, die Leute aus den anderen Städten stürzen sich in Unkosten und reisen zu ihm. Warum sollst du nicht auch zu ihm gehen, wo wir in der gleichen Stadt wohnen? Lass deinen Stolz, beuge dich vor dem heiligen Rabbi, und es wird dir geholfen werden!«
Der Gelehrte war ein Gegner der chassidischen Lehre und glaubte nicht an die Wunderkraft des heiligen Rabbi. Doch was sollte er machen, da seine Frau ihm keine Ruhe gab und auch die Not sehr groß war?
Er ging also zu Baal-Schem und erzählte ihm von seiner großen Not und Armut; auch dass die Kinder erwachsen seinen und die Töchter unter die Haube müssten, er aber keinen Heller besitze.
Baal-Schem antwortete ihm: »Fahre in die nächste Stadt und erkundige dich dort nach einem Handwerker mit Namen so und so.«
Er sagte ihm auch den Namen und den Vatersnamen des Handwerker und nannte ihm noch andere Zeichen, damit er den Mann leichter finden könne. In diesem Handwerker werde er ein Heilmittel für seine Not finden, und er werde dann seine Lage recht verstehen.
Der Gelehrte beschloss, die von Baal-Schem befohlene Reise anzutreten. Er hatte aber gar kein Geld und wanderte daher zu Fuß von Stadt zu Stadt bis er dort anlangte, wohin ihn der heilige Rabbi geschickt hatte.
Es ist ja allgemein Sitte, dass, wenn ein Armer in eine Stadt kommt, er sich zuallererst in ein Bethaus begibt, um sich dort auszuruhen.
Als der Gelehrte sodann in ein Bethaus kam, traf er dort sehr viele Menschen, und er fragte sie sofort nach dem gewissen Handwerker, von dem Baal-Schem gesprochen hatte. Die Leute sagten ihm aber: »In unserer Stadt gibt es keinen Handwerker mit diesem Namen.«
Der Gelehrte seufzte wegen der großen Mühe, die ihm die Reise gemacht hatte, die nun vergebens sein sollte. Er erkundigte sich noch in einem anderen Bethaus und bekam wieder die Antwort, dass es einen solchen Handwerker in dieser Stadt nicht gebe.
In diesem zweiten Bethaus saßen aber einige Greise; sie riefen den Gelehrten zu sich heran und fragten ihn noch einmal nach dem Namen und den anderen Kennzeichen des Handwerkers.
Und dann sagten sie ihm: »Lieber Freund! Was erkundigt Ihr Euch nach diesem Bösewicht? Er ist ja schon seit sechzig Jahren tot. Ein Handwerker mit diesem Namen hat einmal wirklich in dieser Stadt gelebt, er war aber ein großer Bösewicht und Angeber, und es gibt keine noch so große Sünde, die der Mann nicht begangen hätte. Als er vor sechzig Jahren starb, freute sich die ganze Stadt darüber. Was taugt Euch also dieser Mann, und warum fragt Ihr nach ihm?«
Als der Gelehrte das hörte, erkundigte er sich noch bei anderen alten Leuten, und alle sagten ihm dasselbe. Der Gelehrte war sehr bestürzt und machte sich traurig auf den Heimweg, da er keine Hilfe gefunden hatte.
Als er ganz müde und erschöpft zu Hause anlangte, begab er sich zum heiligen Rabbi Baal-Schem, um ihn zu fragen, wozu er ihn zur Nachbarstadt geschickt hatte. Er erzählte ihm alles; wie er in die Stadt kam, wie er sich nach dem Handwerker mit dem und dem Namen erkundigte und wie ihm alle Leute sagten, dass der Mann vor sechzig Jahren gestorben wäre und dass er bei Lebzeiten ein großer Bösewicht gewesen sei, der keine noch so große Sünde unterlassen hätte.
Darauf antwortete ihm Ball-Schem: »Du bist ja ein gottesfürchtiger Mensch und glaubst wohl an die Gemara und die Weisen, die von Seelenwanderungen gelehrt haben; du glaubst, dass ein Mensch verwandelt werden kann, um im neuen Dasein seine Vergehen abzubüßen und das im ersten Dasein nicht Erfüllte zu erfüllen?«
Und als der Gelehrte bestätigte, dass er an alle diese Dinge glaubte, fuhr der heilige Rabbi Baal-Schem fort: »Wisse, dass du dieser Bösewicht bist, der vor sechzig Jahren gestorben ist und der jede Sünde, die es nur gibt, auf dem Gewissen hatte!«
»Und nun frage ich dich: willst du wirklich, dass es dir gut gehe und dass du Reichtum und Ansehen genießt, wo du alle die Sünden abbüßen musst, die du in deinem ersten Dasein begangen hast? Denn die Not, die du jetzt leidest, ist nur eine Sühne für die großen Sünden deines früheren Daseins!«
Als der Gelehrte das hörte, war er sehr erschrocken. Er weinte vor dem heiligen Baal-Schem und bat ihn, er möchte ihm die Verzeihung für die früheren Sünden erwirken. Und er gab sich noch mehr der heiligen Thora hin, betete und studierte und wurde zu einem der berühmtesten Schüler des heiligen Baal-Schem.
Aus dieser wunderlichen Geschichte soll jeder die Lehre entnehmen, dass man gegen sein Schicksal nicht murren darf, sondern zum Schöpfer um Vergebung aller Sünden beten und auf ihn vertrauen soll. Er möge uns helfen, alle unsere Sünden und Vergehen abzubüßen und gut zu machen, auf dass uns schnelle Hilfe komme. Amen.
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Autor: Baal-Schem
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Konzentriere dich beim Zähneputzen und achte darauf, wie die Zahnbürste über deine Zähne fährt und auf den Geschmack der Zahnpasta. Verlangsame den Vorgang und versuche, jedes Gefühl dabei wahrzunehmen.
Aventin