Ritter von der traurigen Gestalt – Don Quijote – Miguel de Cervantes
Der »Ritter von der traurigen Gestalt« ist Don Quijote, die Hauptfigur des Romans »Don Quijote de la Mancha« von Miguel de Cervantes.
Don Quijote ist ein verarmter Landadeliger, der sich nach der Lektüre von Ritterromanen einbildet, selbst ein fahrender Ritter zu sein. Sein Pferd heißt Rosinante, sein Begleiter ist der Bauer Sancho Panza, der als Knappe mitzieht.
Er nennt sich selbst Ritter und reitet auf dem klapprigen Gaul Rosinante, den er für ein edles Streitross hält. Sancho Panza begleitet ihn als irdisch-pragmatischer Knappe, der zwar vielen Unsinn durchschaut, aber aus Hoffnung auf Belohnung mitmacht.
Die berühmte Szene mit den Windmühlen zeigt, wie Don Quijote harmlose Mühlen für Riesen hält und sie »ritterlich« angreift. Daraus entsteht das sprichwörtliche »Kampf gegen Windmühlen«, also ein völlig aussichtsvoller Kampf gegen eingebildete oder unüberwindbare Gegner.
Sein Antrieb ist die Sehnsucht nach Sinn, Ehre und Ruhm in einer Welt, in der das klassische Rittertum längst vergangen ist. Er will Unrecht bekämpfen, Schwache schützen und seiner angebeteten, idealisierten Dame Dulcinea Ruhm verschaffen. Sie ist in Wirklichkeit ein einfaches Bauernmädchen, das er sich innerlich zur edlen Herrin umdeutet.
Don Quijote versucht, eine öde, prosaische Realität in eine sinnstiftende Welt von Heldentaten zu verwandeln – er will die Welt nicht so hinnehmen, wie sie ist, sondern wie sie seiner Vorstellung nach sein sollte.
Auf einer Ebene ist die Geschichte auch Satire. Cervantes macht sich über veraltete Ritterideale und übertriebene Fantasien lustig. Zugleich ist Don Quijote aber auch ein Beispiel menschlicher Fähigkeiten. Er scheitert zwar mit seinen Träumen, aber sein Idealismus ist bedauernswert und wirkt moralisch ernsthaft.
Der Roman stellt die Frage, wie viel »Wahn« nötig ist, um sich gegen die Wirklichkeit und Sinnlosigkeit aufzulehnen und wo der Punkt erreicht wird, an dem Realitätsverlust gefährlich oder lächerlich wird.
Psychologische Deutung:
Psychologisch lässt sich Don Quijote als jemand sehen, der eine fragile Identität durch eine grandiose Fantasiefigur stabilisiert: Er erträgt sein gewöhnliches, unbedeutendes Leben nicht mehr und flieht in eine alternative Selbstdefinition als Auserwählter.
Seine Wahrnehmung ist selektiv: Er interpretiert neutrale Reize (Windmühlen, Schafherden, Schänken) so um, dass sie zu seinen Ritterfantasien passen; damit schützt er seine innere Welt vor Korrektur.
Symbolik für heute:
»Gegen Windmühlen kämpfen« symbolisiert heute, mit großem Einsatz gegen Probleme anzurennen, die entweder gar nicht existieren oder von Einzelnen nicht lösbar sind.
Don Quijote kann als Bild für Menschen verstanden werden, die sich in Ideologien oder Verschwörungsfantasien flüchten, aber auch für jene, die trotzig an Idealen festhalten, obwohl die Umgebung sie für verrückt erklärt.
Die Figur lädt dazu ein zu fragen: Wo ist es mutig und sinnvoll, idealistisch zu sein – und wo Selbsttäuschung beginnt, die andere und sich selbst verletzt?
Und immerwährend wohl reitet ein Ritter der armen Gestalt auf seinem geschundenen Gaul, die Dame Dulcinea zu erretten.
Ritter von der traurigen Gestalt – Don Quijote – Miguel de Cervantes – Geschichte

