Leitfadengleichnis · Swami Vivekananda · Rettung · Gleichnis
Ein hoher Beamter fiel bei seinem König in Ungnade. Der König ließ ihn daher im obersten Raum eines Turmes einkerkern.
In einer mondhellen Nacht stand der Gefangene auf der Zinne des Turmes und schaute hinab. Da sah er seine Frau stehen. Sie machte ihm Zeichen und berührte die Mauer des Turmes. Gespannt blickte der Mann hinunter, um zu erkennen, was seine Frau hier tat. Aber es war für ihn nicht verständlich. So wartete er geduldig auf das, was da kam.
Die Frau am Fuße des Turmes hatte ein honigliebendes Insekt gefangen und bestrich die Fühler des Käfers mit Honig. Sodann befestigte sie das Ende eines Seidenfadens am Körper des Käfers und setzte das Tierchen mit dem Kopf nach oben an die Turmmauer, gerade an die Stelle, über der sie hoch oben ihren Mann stehen sah.
Der Käfer kroch nun langsam dem Geruch des Honigs nach, immer nach oben. Der Gefangene war aufmerksam und lauschte in die Nacht hinein, und sein Blick ging nach unten. Da sah er das kleine Tier über die Mauer klettern. Er griff behutsam nach ihm, löste den Seidenfaden, befreite das Insekt und zog den Seidenfaden langsam und vorsichtig zu sich empor.
Der Faden aber wurde immer schwerer. Es schien, dass etwas daran hing. Und als der Mann den Seidenfaden ganz zu sich gezogen hatte, sah er, dass am Ende des turmlangen Fadens ein Zwirnsfaden befestigt war. Der Mann zog nun auch diesen Faden zu sich empor.
Auch dieser Faden wurde immer schwerer und schwerer, und siehe, an seinem Ende war ein kräftiger Bindfaden befestigt. Langsam und vorsichtig zog der Mann den Bindfaden zu sich empor.
Und sogar dieser wurde immer schwerer und schwerer, und an seinem Ende war dem Mann eine starke Schnur in die Hand gegeben. Der Mann zog die Schnur zu sich heran, und ihr Gewicht nahm immer mehr zu, und als das Ende in seiner Hand war, sah er, dass ein starkes Seil angeknotet war. Das Seil machte der Mann schließlich an einer Turmzinne fest.
Das weitere war einfach und selbstverständlich. Der Gefangene ließ sich am Seil hinab und war frei. Er ging mit seiner Frau still schweigend in die Nacht hinaus und verließ das Land des ungerechten Königs.
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Autor: Swami Vivekananda
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Wenn du einen ruhigen und stillen meditativen Zustand erreichst, kannst du das Geräusch der Stille hören.
Stephen Richards