Glieder und Magen · Aesopus Latinus Fabel · Beistand Missgunst
Man erzählt von den Gliedern des menschlichen Körpers, dass Hände und Füße einst unwillig wurden und dem Magen keine Speise mehr reichen wollten, deswegen, weil er ohne Mühe täglich sich anfüllen und tatenlos sitzen bleiben konnte.
Daher empörten sich die Hände und Füße gegen ihn und wollten nicht mehr arbeiten. Sie versagten ihren Dienst und gaben dem Magen nichts mehr zu essen.
Vor Hunger schrie nun der Magen; aber jene beharrten auf ihrer Missgunst und gaben ihm mehrere Tage lang nichts mehr zu essen.
Da nun der Magen ganz leer und matt war, erschlafften schließlich auch die Glieder.
Die Glieder wollten zwar nachher dem Magen wieder etwas Speise zuführen, konnten es aber nicht mehr, weil sie jetzt ebenfalls zu schwach dazu waren.
So gingen endlich die Glieder und der Magen zugleich erschöpft miteinander zugrunde.
Lehre: Niemand vermag etwas ohne seiner Gehilfen Beistand im Leben.
Glieder und Magen · Aesopus Latinus Fabel · Beistand und Missgunst · Lehre
Wer sich nicht selbst befiehlt, bleibt immer Knecht.
Johann Wolfgang von Goethe