Die schreienden Berge

Die schreienden Berge · Miguel Bravo Tedín · Utopie und Fantasie

Eines Morgens begann der Berg in aller Früh leise zu wimmern.

Die Vögel erschraken, einige Kühe hörten auf mit Wiederkäuen, schauten ein wenig verwundert zum Berg und kauten dann weiter. Die Tiere fraßen wieder und rannten wieder umher. Aber der Berg wimmerte weiter.

Am nächsten Morgen war es nicht mehr nur ein Wimmern, die Kühe und andere Tiere wurden von regelrechten Schreien beunruhigt. Sogar der Bauer wunderte sich. Er hob den Kopf, nahm den Strohhut ab und kratzte sich. Dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu.

Das Überraschende war allerdings weniger, dass der Berg Schreie ausstieß, als dass die anderen Berge seinem Beispiel folgten und ihrerseits – erst schüchtern, wie um sich einzustimmen und sich gegenseitig zu ermuntern – feine Schreie ausstießen.

Aber nun kümmerte sich niemand mehr darum, weder die Kühe, noch der Bauer, noch andere Tiere.

Mit der Zeit wurde die Berggruppe selbstsicherer und beließ es nicht beim Schreien. Sie sang. Gegenwärtig ist es eine helle Freude, in der Abenddämmerung, wenn die Sonne allmählich untergeht, dem wunderschönen Chor der Berge beim Jubelgesang zuzuhören.

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Autor: Miguel Bravo Tedin

Bewertung des Redakteurs:
4


Vollkommener Friede ist der Friede des Selbst. Das allein ist Sein und Bewusstsein.


Ramana Maharshi