Nachthexen Fliegerregiment · Fraueneinheit · Doppeldecker
Die Nachthexen waren ein sowjetisches Frauenfliegerregiment aus dem Zweiten Weltkrieg, das durch seine außergewöhnlichen Leistungen und seinen Mut berühmt wurde.
Entstehung und Organisation:
Das 588. Nachtbomberfliegerregiment, später als 46. Garde-Nachtbomberfliegerregiment bezeichnet, bestand ausschließlich aus Frauen – Pilotinnen, Navigatorinnen, Mechanikerinnen und Bodenpersonal.
Gegründet wurde das Regiment im Oktober 1941 auf Initiative der Flugpionierin Marina Raskowa, die von Stalin die Genehmigung erhielt, reine Fraueneinheiten im Kampf einzusetzen.
Kommandeurin war Jewdokija Berschanskaja, und das Regiment entstand in der sowjetischen Stadt Engels bei Saratow.
Einsatzgebiet und Militärischer Beitrag:
Die Nachthexen kämpften von 1942 bis 1945 an der Ostfront, insbesondere im Kaukasus, in der Ukraine, in Weißrussland und schließlich in Deutschland. Sie flogen über 23.000 Einsätze und warfen rund 3.000 Tonnen Bomben ab – dabei zerstörten sie Brücken, Züge, Lager und Stellungen der Wehrmacht. Eine Pilotin absolvierte durchschnittlich mehr als 500 Flüge, einige über 1.000.
Taktik und Besonderheiten:
Die Bezeichnung »Nachthexen« stammt von deutschen Soldaten, die den lautlosen Gleitflug der kleinen Holz-Doppeldecker (Polikarpow Po-2) im Dunkeln als unheimlich empfanden.
Um nicht entdeckt zu werden, stellten die Pilotinnen vor dem Ziel die Motoren ab und ließen ihre Bomben fast geräuschlos im Gleitflug fallen. Danach starteten sie den Motor wieder und entkamen unter Einsatz ihres Lebens.
Diese Taktik, kombiniert mit waghalsigen Nachtangriffen, machte sie gefürchtet und respektiert zugleich.
Auszeichnungen und Vermächtnis:
Von den 29 Frauen, die im Zweiten Weltkrieg den Titel »Held der Sowjetunion« erhielten, gehörten 23 zu den Nachthexen. Die Einheit wurde kurz nach Kriegsende 1945 aufgelöst, doch sie blieb ein Symbol für Mut, Gleichberechtigung und patriotische Hingabe.
Zu den bekanntesten Mitgliedern der Nachthexen zählten Nadeschda Popowa, Irina Sebrowa und Natalja Meklin, die jeweils Hunderte von Einsätzen flogen und zahlreiche Auszeichnungen erhielten.
Sie zeichneten sich besonders durch ihren außergewöhnlichen Mut, ihre taktische Cleverness bei Nachtangriffen und die Tatsache aus, dass sie als rein weibliche Einheit im aktiven Kampfeinsatz der Roten Armee an vorderster Front kämpften.
Flugzeugtyp:
Die Nachthexen nutzten vor allem das Flugzeug Polikarpow Po-2, einen russischen Doppeldecker aus Holz und Leinwand, der ursprünglich als Schul- und Agrarflugzeug konzipiert war.
Die Polikarpow Po-2 war langsam, sehr robust und extrem wendig – sie flog mit einer Höchstgeschwindigkeit von etwa 150 km/h und konnte aus großer Nähe operieren, da sie von Radar kaum erfasst wurde. Die Maschine verfügte über eine einfache Ausstattung: kein Funkgerät, keine Panzerung, nur einen offenen Cockpitplatz für Pilotin und Navigatorin sowie bis zu sechs 50-Kilogramm-Bomben unter den Tragflächen.
Zusatzausrüstung der Nachthexen:
Die Nachthexen flogen ihre Einsätze fast ausschließlich bei Nacht, weshalb sie Navigationshilfen wie Kompass und Karten nutzten – moderne Geräte standen nicht zur Verfügung. Zum Schutz trugen die Pilotinnen warme Uniformen, Fliegerhelme und einfache Schutzbrillen gegen Kälte und Wind.
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