Drei Federn vom Vogel Phönix

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Drei Federn vom Vogel Phönix · Brüder Grimm · Märchen

Eines Tags ging ein reicher Mann am Fluss spazieren, da kam ein kleines Kästchen geschwommen. Er nahm das Kästchen und machte den Deckel auf, und da lag ein kleines Kind darin, welches er mit heim nahm und aufziehen ließ.

Der Verwalter des Mannes aber konnte das Kind nicht leiden. Da nahm er es einmal mit sich in einen Kahn auf den Fluss, und als er mitten darin war, sprang er schnell heraus ans Land, und ließ das Kind allein im Kahn.

Der Kahn trieb immer weiter fort, bis an die Mühle. Da sah der Müller das Kind und erbarmte sich dessen, nahm es heraus und zog es in seinem Haus auf.

Einige Jahre später kam der Verwalter in dieselbe Mühle, erkannte das Kind sogleich und nahm es wieder zu sich. Bald darauf gab er dem jungen Mann einen Brief, den er zu seiner Frau tragen sollte. Im Brief stand: »Den Überbringer dieses Briefes schicke zum Teufel.«

Unterwegs aber begegnete dem jungen Menschen im Wald ein alter Mann, welcher sprach: »Zeig mir doch einmal den Brief, den du da in der Hand trägst!«

Da nahm er ihn, drehte ihn bloß einmal herum und gab ihn ihm wieder, nun stand darin: »Dem Überbringer sollst du augenblicklich unsere Tochter zur Frau geben!«

So geschah es auch, und als der Verwalter das hörte, geriet er in Ärger und sagte: »He, so geschwind geht's nicht, eh ich dir meine Tochter überlasse, sollst du mir erst drei Federn vom Vogel Phönix bringen!«

Der Jüngling machte sich sogleich auf den Weg nach dem Vogel Phönix, und an der selben Stelle im Wald begegnete ihm wieder derselbe alte Mann welcher zu ihm sprach: »Geh den ganzen Tag weiter fort, abends wirst du an einen Baum kommen, darauf sitzen zwei Tauben, die werden dir das weitere sagen!«

Wie er abends an den Baum kam, saßen dort wirklich zwei Tauben darauf. Die eine Taube sprach: »Wer zum Vogel Phönix will, muss den ganzen Tag gehen, so wird er abends an ein Tor kommen, das verschlossen ist.«

Die andere Taube sprach: »Unter diesem Baum liegt ein Schlüssel von Gold, der schließt das Tor auf.«

Da fand der junge Mann am anderen Tag den Schlüssel und schloss am Abend das Tor damit auf. Hinterm Tor saßen zwei Männer. Der eine Mann sprach: »Wer den Vogel Phönix sucht, muss einen großen Weg machen über den hohen Berg, und dann wird er endlich in das Schloss kommen.«

Am Abend des dritten Tags langte er endlich im Schloss an, da saß eine weiß gekleidete Frau und sprach: »Was wollt ihr hier?«

»Ach, ich will mir gern drei Federn vom Vogel Phönix holen.«

Sie sprach: »Ihr seid in Lebensgefahr, denn wo euch der Vogel Phönix gewahr würde, fräße er euch gleich auf der Stelle mit Haut und Haaren. Doch will ich sehen, wie ich euch zu den drei Federn verhelfen kann.«

»Alle Tage kommt der Vogel hierher, da muss ich ihn mit einem großen Kamm kämmen; geschwind, hier unter den Tisch.« Der Tisch war rund mit einer großen Tischdecke darauf.

Da kam der Vogel Phönix, setzte sich auf den Tisch und sprach: »Ich wittere, ich wittere Menschen!«

»Ach was? Ihr seht ja wohl, dass niemand hier ist.«

»Kämme mich nun«, sprach der Vogel Phönix. Die Frau kämmte ihn, und er schlief darüber ein. Und wie er recht fest schlief, packte sie eine Feder, zog sie aus und warf sie unter den Tisch.

Da wachte der Vogel auf: »Was raufst du mich so, mir hat geträumt, es käme ein Mensch und zöge mir eine Feder aus.«

Sie stellte ihn aber zufrieden und so ging es das andere mal und das dritte mal auch. Wie der junge Mann sodann die drei Federn hatte, zog er damit heim und bekam nun auch seine Braut.

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