Vulcanus Venus und Mars

Vulcanus Venus und Mars · Ehebruch · Römische Sage

Der Gott Vulcanus war mit der Liebesgöttin Venus verheiratet. Als er wieder einmal in seiner Schmiede unter dem Vulkan Ätna auf Sizilien zusammen mit seinen Gehilfen, den Zyklopen, Waffen und Rüstungen im Auftrag der Götter anfertigte, besuchte ihn der Sonnengott Apollo.

Vulcanus begrüßte mit freundschaftlicher Miene den Sonnengott: »Sei gegrüßt, großer Sonnengott! Welcher Grund führt dich an diesen düsteren Ort? Verzeih, wenn die Dunkelheit, die Flammen und der Lärm der Zyklopen dich beunruhigen. Hier arbeiten harte und kräftige Arbeiter.«

Der Sonnengott antwortete: »Ich hoffe, du wirst nicht verzweifeln, wenn ich dir jetzt etwas über die Gemeinheit deiner Ehefrau erzähle.«

Nachdem Vulcanus den Hammer niedergelegt hatte, rief er erregt und laut: »Sag mir, was meine Ehefrau getan hat!«

Der Sonnengott antwortete: »Schon lange liebt Venus den Mars. Immer wenn du unter dem Berg arbeitest, treffen sich beide heimlich. Ich selbst habe sie neulich wieder gesehen, wie sie sich Küsse gaben.«

Nachdem er ihm diese Neuigkeit mitgeteilt hatte, verließ der Sonnengott den unglücklichen Vulcanus. Der aber konnte seinen gerechten Zorn nicht zurückhalten. Nachdem er den Hammer mit beiden Händen ergriffen hatte, zerbrach er mit einem gewaltigen Schlag ein fast fertig gestelltes Schwert.

»Gewissenlose Ehefrau, du hast den Anstand verletzt! Du liebst Mars, den Mars, dessen Waffen ich mit diesen Händen gefertigt habe? Mich vernachlässigst du, der ich die Blitze des Jupiters gefertigt habe? Ich habe auf Befehl Jupiters auch die Kette vollendet, mit der Prometheus am Kaukasus befestigt wurde und ich sorge für die Götter, damit sie mit den von mir gefertigten Waffen ihre Siege erringen können!«

»Und du, Venus, bereitest mir eine solche häusliche Niederlage, Ehefrau? Nachdem ich deine Schandtat nun durchschaut habe, werde ich streng gegen dich vorgehen! Auch meinen Gegner Mars werde ich nicht verschonen! Ich habe bereits einen geeigneten Plan!«

Nach Beendigung der Arbeit des Tages suchte Vulcanus sodann Venus auf. Obwohl sein Zorn immer noch wuchs, aß und lachte er dennoch mit seiner Ehefrau. Dann sagte er zu ihr: »Morgen werde ich nicht zu Hause sein, Venus. Auf der Insel Lemnos erwarten mich nämlich große Arbeiten.«

Und tatsächlich rief Venus am nächsten Tag wieder Mars zu sich, weil sie glaubte, dass ihr Ehemann zur Insel Lemnos gereist sei. Als dann endlich Gott Mars zu ihr kam, war sie überglücklich. Die Liebenden gaben sich Küsse und mehr noch, als plötzlich ein eisernes Netz auf sie nieder fiel. Beide konnten sich auf der Liegestatt nicht mehr rühren.

Dann hörten sie die Stimme Vulcans: »Seht, Freunde, welch schöne Vögel ich heute gefangen habe!«

Da erst sahen Mars und Venus die Menge aller Götter, die vom Himmel aus auf sie nieder blickten. Lautstark lachten diese ob der sonderbaren Situation und dem ergötzlichen Anblick.

So ist Venus, die ihren Ehemann täuschen wollte, schließlich selbst getäuscht worden. Viele Schriftsteller sprachen später dem Vulcanus wegen dieser besonderen List ihr großes Lob aus.

Vulcanus Venus und Mars · Ehebruch · Römische Sage

Meditation bringt uns in Berührung mit dem, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Johann Wolfgang von Goethe