Schwein und Eiche

Schwein und Eiche · Lessing · Hoffnung und Erwartung

Ein gefräßiges Schwein mästete sich unter einer hohen Eiche mit den herab gefallenen Früchten. Indem es die eine Eichel zerbiss, verschluckte es bereits eine andere mit den Augen.

»Undankbares Vieh!« rief ihr da der Eichbaum zu. »Du ernährst dich von meinen Früchten, ohne auch nur einen einzigen dankbaren Blick auf mich zu werfen.«

Das Schwein hielt einen Augenblick inne und grunzte sodann zur Antwort: »Meine dankbaren Blicke sollten nicht ausbleiben, wenn ich nur wüsste, dass du deine Eicheln meinetwegen hättest fallen lassen.«

Lehre: Die Fabel lehrt, dass Erwartungen, die wir in unserem Leben erhoff(t)en, nicht immer mit dem Erlebten übereinstimmen müssen.

Schwein und Eiche · Gotthold Ephraim Lessing · Hoffnung und Erwartung · Fabel

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Jeder hat im Leben Dinge, die er von sich abschütteln und vergessen muss, und je eher man das tut, umso gescheiter ist es.

Fanny Lewald