Konsequenz

Konsequenz · Interview Flüchtlingskrise · Kurzgeschichte

Straßeninterview: Wie bitte, ob ich was bin? Für die Flüchtlinge?

Natürlich bin ich für die Flüchtlinge. Was können denn diese armen Menschen dafür, dass sie flüchten müssen! Es soll endlich mal Schluss gemacht werden mit diesen Kriegen und der Diskriminierung!

Aber selbstverständlich bekommen Sie meine Unterschrift. Man muss doch schließlich auch zeigen, dass man tolerant ist. Also — ich habe gar nichts gegen Flüchtlinge. Vor Gott sind alle Menschen gleich.

Krawalle? Hier? Ja — wissen Sie, ich verstehe die Leute nicht. Wir leben doch in einer Demokratie. Sollen die Flüchtlinge doch ihr Recht bekommen. Sie sind ja schließlich auch nur Menschen.

Wenn einer zu mir an die Tür kommt? Na, hören Sie mal! Man hat doch ein Herz für diese armen Teufel. Erst gestern war wieder einer bei mir. Ein ganz Schwarzer, sage ich Ihnen. Sowas von schwarz! Zuerst habe ich mich ja ein bisschen erschrocken, als ich die Tür aufmachte und der plötzlich vor mir stand. Aber er war nett. Wollte Zeitungen verkaufen. Eigentlich kaufe ich ja grundsätzlich nichts an der Tür. Aber in diesem Fall… Da macht man natürlich eine Ausnahme. Der sollte ja auch nicht denken, dass…

Sicher, ich habe ihm die Hand gegeben. Na ja, ein etwas komisches Gefühl war das schon. Ich habe mir auch gleich hinterher die Hände gewasch… Aber das tut man ja sonst auch. Ich wusste ja nicht, wo der herkommt.

In meiner Nachbarschaft? Ach — da gibt es schon so viele! Die könnten eigentlich auch wo anders hinziehen!

Wie bitte?

Ob ich etwas dagegen hätte, wenn meine Tochter… mit einem Flüchtling?

Sie, werden Sie nicht unverschämt! Meine Tochter ist ein anständiges Mädchen! Die tut sowas nicht!

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Doris Kirch