01 · Glück · Kaiserin der Welt

01 · Glück · Kaiserin der Welt · Carmina Burana · Carl Orff

Glück Kaiserin der Welt

Oh Fortuna! Wie der Mond so veränderlich,
Wächst du immer oder schwindest! Schmähliches Leben!
Erst misshandelt, dann verwöhnt es spielerisch den wachen Sinn.
Dürftigkeit, Großmächtigkeit, sie zergehn vor ihm wie Eis.
Schicksal, ungeschlacht und eitel! Rad, du rollendes!
Schlimm dein Wesen, dein ist Glück nichtig, immer im Zergehn!
Überschattet und verschleiert kommst du nun auch über mich.
Um des Spieles deiner Bosheit trag ich jetzt den Buckel bloß.
Los des Heiles und der Tugend sind jetzt gegen mich.
Willenskraft und Schwachheit liegen immer in der Fron.
Drum zur Stunde ohne Säumen rührt die Saiten!
Wie den Wackeren das Schicksal hinstreckt; alle klagt mit mir!

Fortuna Imperatrix Mundi

O Fortuna velut luna statu variabilis,
semper crescis aut decrescis; vita detestabilis
nunc obdurat et tunc curat ludo mentis aciem,
egestatem, potestatem, dissolvit ut glaciem.
Sors immanis et inanis, rota tu volubilis,
status malus, vana salus semper dissolubilis,
obumbrata et velata michi quoque niteris;
nunc per ludum dorsum nudum fero tui sceleris.
Sors salutis et virtutis michi nunc contraria,
est affectus et defectus semper in angaria.
Hac in hora sine mora corde pulsum tangite;
quod per sortem sternit fortem, mecum omnes plangite!

01 · Glück · Kaiserin der Welt · Carmina Burana · Carl Orff

Zum Bewusstsein kommen heißt: ein Gewissen bekommen, heißt wissen, was gut und böse ist.

Thomas Mann