Die gefangene Nachtigall

Die gefangene Nachtigall · Fabel Hesiod · Schicksal

Ein Falke hatte eine Nachtigall gefangen und stieg mit ihr hoch in die Lüfte, hoch hinauf in die Wolken.

Als die Nachtigall, die zuerst wie betäubt in den Fängen des Raubvogels gehangen hatte, wieder zu sich kam, begann sie jämmerlich zu klagen und sich zu sträuben.

Der Falke hörte ihr Jammern und stieß wilde Schreie aus.

»Warum klagst du, kleine Nachtigall? Ich bin zu stark, um auf dich zu hören! Auch dein süßester Gesang kann mich nicht rühren! Ich fresse dich, wenn es mich dazu gelüstet und ich lasse dich frei, wenn ich will.«

Da fing die Nachtigall fürchterlich zu schluchzen und zu weinen an.

Da rief ihr der Falke zu: »Sei kein Narr, der gegen sein Schicksal kämpfen will. Du wirst verlieren, und deine Tränen bringen dir nur Spott ein und erzeugen weder bei mir noch bei anderen irgendein Mitleid.

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Autor: Hesiod

Bewertung des Redakteurs:
4

Manche Leute wären frei, wenn sie zu dem Bewusstsein ihrer Freiheit kommen könnten.

Marie von Ebner-Eschenbach